Mitten in der Nacht, irgendwo in Holland. Die Zimmertüre eine Tierrechtsaktivistin wird aufgebrochen, wohlgemerkt von der Exekutive, und sie selbst wird festgenommen, ihr Auto beschlagnahmt. Die Begründung, die Polizei hatte so ein Gefühl. Keine Begründung, keine Verdachtsmomente.
Szenenwechsel ins schöne Österreich. Bei einer Jagdbeobachtung, wohlgemerkt von einem öffentlichen Forstweg und außerhalb des eigentlichen Jagdgebietes aus, wird ein Aktivist von den Jagdhelfern niedergeschlagen, gewürgt und seiner Kamera beraubt. Die Richterin meinte, dieser Aktivist hätte doch nur Theater gespielt und die Angreifer wurden freigesprochen.
Ebenfalls in Österreich erhält ein Aktivist Drohbriefe von Jägern, die meinen, sie hätten noch eine Schrotladung für ihn übrig und sie würden sein Haus anzünden. Im Normalfall wäre dies wohl eine gemeingefährliche Drohung gewesen. Da es sich um einen Tierrechtsaktivisten handelt, scheint kein Handlungsbedarf zu bestehen.
Diese Liste ließe sich noch endlos fortsetzen. So unterschiedlich diese Vorfälle sein mögen, so haben sie wesentliche Komponenten gemeinsam. So wird grundsätzlich Tierrechtsaktivist*innen unterstellt, dass sie entweder irgendetwas gemacht haben, was gegen das Gesetz verstößt oder sie sind im Begriff es zu tun. Und wenn sie es nicht getan haben, dann ist es sicher trotzdem gerechtfertigt, sie zu bestrafen. Wird eine Straftat gegen eine*n Tierrechtsaktivist*in verübt, so hat sie/er nachzuweisen, dass es passiert ist. Und wie man am Gerichtsurteil sieht, selbst wenn man schlagende Beweise hat, werden diese abgetan. Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass Tierrechtsaktivist*innen in unseren angeblich juristisch so hochentwickelten Zivilisationen wie Freiwild behandelt werden. Dies gilt allerdings nicht nur für Tierrechtsaktivist*innen, sondern für jeden Menschen, der sich für andere einsetzt ohne dafür belohnt zu werden, ganz gleich ob es sich dabei um die Umwelt, Frauen, Kinder etc. handelt. Natürlich muss man dankbar sein, dass es in Westeuropa und den USA zumindest noch so gehandhabt wird. In vielen Teilen der Erde, verschwinden Aktivist*innen einfach spurlos, fallen Meuchelmorden zum Opfer oder werden ins Gefängnis gesteckt, wo ihnen nicht selten die Todesstrafe droht. Auch das ist nicht wirklich neu. Verfolgt man die Geschichte ein wenig, so lässt sich feststellen, dass es immer schon so war, dass man sich Menschen, die selbstlos auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen Schwächerer eintreten, zu entledigen suchte. Doch der Gang zur Wahrheit bzw. zu einer Veränderung, hat nicht mit Gewalt bzw. Repression begonnen. Zurückgreifend auf Arthur Schopenhauers Stufenmodell der Wahrheit kann man drei Stadien beobachten.

Auf der ersten Stufe werden die Bemühungen lächerlich gemacht, da es zu Beginn nur wenige Menschen sind, die eine Veränderung anstreben oder diese in einer Position sind, dass man sie getrost ignorieren kann. Grundsätzlich kann man dieser Stufe etwas Positive abgewinnen, denn so lange jene, die ihre Pfründe gegen die Veränderung verteidigen, die Aktivist*innen nicht ernst nehmen, werden sie in Ruhe daran arbeiten können, mehr Menschen für ihr Anliegen zu gewinnen. So war es wohl auch am Anfang der Tierrechtsbewegung, die einsamen Streiter in der Wüste. „Lasst sie doch herumspinnen und ihre Parolen ausplaudern“, wird wohl gesagt worden sein, „Die Spinner nimmt sowieso keiner ernst.“ Damit lehnte man sich zurück und machte alles weiter, wie bisher. Doch während sich die einen ausruhten, konnten mehr Menschen für die Bewegung gewonnen werden, die Aussagen und Forderungen wurden fundierter und sie begannen politisch und gesellschaftlich relevant zu werden. Das erste Unwohlsein trat auf. Vielleicht hätte man sie doch ein wenig ernster nehmen sollen. Doch zu diesem Zeitpunkt hat die Bewegung schon eine gewisse Eigendynamik angenommen. Missstände, die aufgezeigt werden, können nicht länger unter den Teppich gekehrt werden und das nicht zuletzt deshalb, weil die Medien die Thematik aufgreifen, da sie zurecht einen Konflikt wittern. Mit einem Wort, die Aktivist*innen werden gefährlich, für den bisherigen Lebensstil, für die Selbstverständlichkeit der Ausbeutung und Misshandlung. Plötzlich sehen sich die Proponenten der Tierausbeutung unter Rechtfertigungsdruck. Der Status Quo wackelt. Auch, wenn die Aktivist*innen nichts weiter machen, als die Missstände anzuprangern, das Verborgene ans Tageslicht holen und damit ein für alle Mal die Lügen zerstören, die der Masse aufgetischt werden, um sie bei der Stange zu halten, steht doch viel auf dem Spiel. Deshalb werden die Aktivist*innen bekämpft. Und in dieser Phase befinden wir uns gerade, in einem Kampf der Unvernunft gegen die Vernunft, der Reaktion gegen die Aktion und derer, die sehenden Auges unsere Lebensgrundlage zerstören und jenen, die das nicht tatenlos hinnehmen wollen.
Es stellt sich natürlich die Frage, warum diese Veränderungen, die angestrebt werden, grundsätzlich verhindert werden, selbst dann, wenn bei näherer Betrachtung, jede*r davon profitiert. Und im Falle der Zerstörung unseres Heimatplaneten kann man ausnahmsweise getrost sagen, dass tatsächlich jede*r von deren Verhinderung profitiert.
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