Die Zukunft ist vegan (2): Die Re-Biedermeierisierung der Gesellschaft

Bei der Beantwortung der Frage, warum jene, die sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen aller Lebewesen einsetzen, torpediert, angegriffen, diskreditiert und verunglimpft werden, spielen viele Aspekte eine Rolle. Zunächst sind es die gesellschaftlichen Bedingungen, die ihren Niederschlag in den politischen Verhältnissen finden. Der Mensch in der der bürgerlichen Gesellschaft dieser Tage ist mit jenem zur Zeit des Biedermeier vergleichbar, das die Zeitspanne zwischen dem Ende des Wiener Kongresses 1815 bis zum Beginn der bürgerlichen Revolution 1848 umfasst. Das Ideal dieser Zeit war die gemütliche, unpolitische Häuslichkeit. Politisch war sie geprägt von Spitzelwesen, Denunziantentum und Unterdrückung. Dieser Rückzug in die eigenen vier Wände, die Fokussierung auf den eigenen Nabel, findet auch heute wieder statt. Der große Unterschied besteht darin, dass die Überwachung viel einfacher ist, als damals. Metternich hätte seine helle Freude gehabt.

Wesentlich war, sich nicht einzumischen, nicht aufzufallen, nicht aufzumucken und sich auf die Dinge zu konzentrieren, die einen selbst, unmittelbar betreffen. Dazu gehört, wie sich der Nachbar benimmt oder welches Fest im Ort ausgetragen wird etc., aber nicht, wie die Lebens- und Sterbebedingungen unserer Mitgeschöpfe aussehen. Das passiert schließlich anderswo und man hat damit nichts zu tun. Dass man davon in Form von billigen Lebensmitteln profitiert, steht auf einem anderen Blatt, zu sehr ist man es gewohnt Ursache und Wirkung auseinander zu halten. Natürlich finden es alle schrecklich, wenn Kälbchen tausende Kilometer unter den schrecklichsten Bedingungen durch die Gegend transportiert werden. Wenn aber dann dazu gesagt wird, dass der Milchkonsum daran schuld ist, muss man sich anhören, man kann ja deshalb nicht aufhören Milch und Milchprodukte zu konsumieren. Das ist schon sehr radikal. Ich möchte die tausenden Ausreden jetzt nicht anführen, die zur Genüge bekannt sind, ebenso wie die Verhältnisse an sich. Dass dieses System der Ausbeutung bestehen bleibt, ist in erster Linie deshalb möglich, weil die Mehrheit nicht nur schweigt, sondern sich gegen die stellt, die darauf aufmerksam machen. Da gilt man schnell einmal als radikal, extrem und militant, denn die sind offenbar nicht gut genug durch die Sozialisierung in Erziehung und Ausbildung deformiert worden, dass sie den Mund aufmachen und das auch noch laut und öffentlich. Man kann da doch nichts sagen. Und gerade weil viele meinen, sie könnten nichts sagen, bleibt alles, wie es ist. Da ruhen wir uns lieber aus, im trauten Heim, bis das eigene brennt. Vorher ist es uns egal.

Der zweite Aspekt ist die Angst vor Veränderung. Die Milchbetriebe werden zugrunde gehen, die Bauern, die Lebewesen halten, werden kein Auskommen mehr haben und wir werden alle verhungern. So der Tenor. Als wenn es neben der Ausbeutung von unseren Mitgeschöpfen keine Landwirtschaft gäbe. Natürlich, wenn man auf dem Punkt stehenbleibt, dass es außer der Fortführung des Bestehenden keine Alternative gibt, dann könnte man es verstehen. Doch der Mensch ist doch stolz darauf, dass er denken, antizipieren und die Welt verändern kann. Und in diesem Fall scheinen all diese Möglichkeiten plötzlich vergessen zu sein. Abgesehen davon, dass es mittlerweile genügend Beispiele für einen gelungenen Umstieg gibt, kann kein*e Landwirt*in ohne Subventionen überleben. Das heißt, wir enthalten schon jetzt diesem so hochgelobten Berufsstand das vor, was ihnen für ihre Arbeit zustünde. Es wäre ein leichtes, die Subventionen dafür zu verwenden, diesen Umstieg zu ermöglichen. Die entsprechenden Interessensvertretungen könnten Schulungen und andere Unterstützung anbieten. Doch allein daran sieht man, dass diese kein Interesse daran haben, die Landwirt*innen aus der Knute von Kammern, Verbänden und Co. zu entlassen. Es lebt sich einfach zu gut davon, wenn man die Mitglieder am Gängelband hält.

Der Großteil der Menschen hat sich dafür entschieden, leise zu sein und nicht aufzumucken. Doch das ist eine Entscheidung, egal ob bewusst oder unbewusst getroffen, die man auch wieder ändern kann. Wir können uns genauso dafür entscheiden, reflektiert, bewusst, denkend und nachdenkend zu sein, uns einzusetzen für bessere Lebensbedingungen. Noch ist es leicht, diese Menschen anzugreifen, weil es wenige sind und sich die Mehrheit hinter die Unterdrücker stellt, aber wenn genügend aufstehen, die Wärme und Bequemlichkeit ihrer Wohnzimmeridylle verlassen, dann wird es schwieriger sie niederzuringen. Dann wäre es auch politisch notwendig, sich mit diesen Forderungen auseinanderzusetzen. Bis es so weit ist, werden wir uns dafür einsetzen und wir werden immer mehr. Das ist die Hoffnung, die wir haben, für das Überleben unseres Planten und damit für unser eigenes.

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