Wohlfühlhormone

„Duavive“ heißt das Medikament, das ihr vom Arzt verschrieben wurde. Es stammt von der Pharmafirma Pfizer, deren Motto lautet, „Breakthroughs that change patients life“. Ein hehrer Anspruch, möchte man meinen, wobei niemand weiß in welche Richtung die Lebensveränderung geht oder welche Durchbrüche gemeint sind. Zumindest nicht in die Richtung der Verminderung von Tierleid, ganz im Gegenteil. Dieses unscheinbare Medikament, das bei Östrogenmangel nach der Menopause helfen soll, enthält angeblich nichts weiter als konjugierte Estrogene und Bazedoxifen. Hört sich harmlos an, ist es aber nicht. Deshalb schauen wir uns mal an, woher diese Östrogene kommen und wie sie gewonnen werden. Dazu hatte man bis 2012 keinen weiten Weg zu bewältigen. Jetzt muss man sich schon nach China, Kasachstan oder Polen begeben. Wobei in China alleine 90.000 Stuten stehen, von denen die Hormone gewonnen werden, weil die Wechselbeschwerden ja so lästig sind, ja beinahe lebensgefährlich. Es gibt auch andere Behandlungsmethoden, aber wer will das schon, wenn viele daran gut verdienen.

Diese konjugierten Östrogene werden aus dem Urin trächtiger Stuten gewonnen. Selbst das klingt noch nicht tragisch, doch schauen wir einmal in einen solchen Stall, in dem diese Stuten gehalten werden, denn es geht vor allem um das Wie. Zwischen dem dritten und dem neunten Schwangerschaftsmonat produziert der Körper der werdenden Mütter besonders viele Östrogene. Diese werden in kleinen Ständen angebunden, die ungefähr eineinhalb Meter breit und zwei Meter lang sind. An die Vulva wird ein Gummi-Sammelbehälter angehängt und durch einen Schlauch der Urin in einen Plastikkanister befördert. Damit diese Vorrichtung nicht verrutscht, dürfen sich die Pferde so wenig wie möglich bewegen und werden deshalb in den Ständen fixiert. So ist entspanntes Abliegen kaum möglich, so dass die Tiere während mehrerer Monate nur stehen können. Außerdem ist man interessiert daran, dass die Hormonkonzentration so hoch wie möglich ist. Das wird dadurch erreicht, dass das Trinkwasser rationiert wird, häufig in zu geringen Mengen. Diese Urinsammelvorrichtungen verursachen Entzündungen, Scheuerstellen und offene Verletzungen. Durch das ungewohnte, dauerhafte Stehen werden die Beine überlastet. Das hat zur Folge, dass die Stuten unter starken Schmerzen leiden bis hin zu arthritischen Knochenveränderungen. Kommen die Fohlen zur Welt, so werden sie bereits nach 90 Tagen abgesetzt, wobei die optimale Stillzeit sechs Monate beträgt. Dann kommen die Kinder in die Mast und zur Schlachtung oder sie folgen dem Karriereweg ihrer Mütter, woraus sich automatisch ergibt, dass nur weibliche Tiere gebraucht werden. Das frühe Abstillen ist deshalb notwendig, weil man will, dass die Stute so schnell wie möglich wieder schwanger wird, so dass sich ihr Leidensweg fortsetzt, bis sie nicht mehr kann. Und wofür diese ganze Quälerei?

Damit dekadente westliche Frauen nicht an Hitzewallungen, Schweißausbrüchen oder Schlaflosigkeit infolge von Östrogenmangel leiden. Ach ja, und natürlich das Schlimmste von allem, der Libidoverlust. Wahrhaft schreckliche Symptome, die jeden Missbrauch von Lebewesen zu rechtfertigen scheint. Es geht mindestens um Leben und Tod. Wie dekadent muss der Mensch sein, dass er stillschweigend in Kauf nimmt, dass andere Lebewesen leiden, weil er sich ein wenig unwohl fühlt. Und für jene, die jetzt aufstampfen und meinen, wie schrecklich doch diese Wechselbeschwerden wären, den kann man getrost auf die Wirkung von Cannabinoiden verweisen, die nachweislich Schmerzen, Schlafstörungen und Depressionen lindern. Und bei Scheidentrockenheit, da genügt ein banales Gleitgel. Man kann auch immer noch ins Treffen führen, dass man es nicht gewusst hätte. Am Ende des Artikels wohl kaum mehr, aber wir nehmen doch so gerne für uns in Anspruch, dass wir mündige Patient*innen seien. Das bedeutet auch, dass wir das Recht haben zu erfahren, was für Inhaltsstoffe ein verschriebenes Medikament enthält und woher sie kommen. Oder gilt diese Mündigkeit immer nur dann, wenn wir uns dagegen wehren über das Leid unserer Mitgeschöpfe informiert zu werden? Neben unerträglichen, völlig unnötigen und widersinnigen Tierversuchen, die kaum Aussagekraft für die Medizin haben, lässt sich der Mensch immer wieder neue, perfide Methoden der Ausbeutung einfallen. Da kennt seine Phantasie offenbar keine Grenzen. Da kann man doch so richtig stolz auf sich sein. Statt nach leidfreien Methoden zu forschen, wandert der ganze Tross lieber in ein Land ab, in dem man sich um Tierleid nicht kümmert. Oder niemand so genau hinsieht. Denn in einer Gesellschaft, in der nichts zählt, als der Profit, ist Leid von Lebewesen offenbar kein Argument.

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