Eine Krähe sah auf dem Boden lauter herrliche Pfauenfedern liegen. Sie überlegte nicht lange und beschloss, ihr eigenes fades Gefieder ein bisschen aufzuhübschen. Sie steckte die schönen Pfauenfedern einfach zwischen ihr eigenes Gefieder. Stolz auf ihre neue Federpracht, begab sie sich mitten in eine Gruppe von Pfauen, um sie an der neu gewonnen Eleganz Anteil haben zu lassen.
Aber ach, die fanden das so gar nicht lustig und stürzten sich auf die Krähe und rupften ihr nicht nur die fremden, sondern auch noch ziemlich viele eigene Federn aus. Als die rachsüchtigen Pfaue von der Krähe abließen, stand die Krähe gerupft und wesentlich armseliger als zuvor da. Und die Moral von der Geschicht: Mit fremden Federn schmückt man sich nicht. So erzählt vom römischen Dichter Phaedrus in seiner Fabel, aus der sich die Redewendung „Sich mit fremden Federn schmücken“ abgeleitet wurde.
Armselig genug, dass man es tun muss, gibt es immer noch viele Menschen, die sich dadurch profilieren müssen, dass sie sich mit teuren Produkten schmücken. Darunter fallen auch solche, die aus der Haut von exotischen Tieren hergestellt werden. Wobei zu gelten scheint, umso exotischer und teurer, desto besser. Dabei wird weder über Artenschutz nachgedacht, noch über die Folgen für die Tiere, ganz abgesehen davon, dass man sich darauf besinnen sollte, wie ein Mensch sich selbst sieht, der sich über solche Produkte definiert. Warum ist es notwendig, dass ich eine Tasche, Schuhe oder einen Gürtel aus Reptilleder trage, wie sie sich nun wieder verstärkt in den Kollektionen von Luxuslabeln wie Gucci, Prada, Bally und Victoria Beckham finden? Wie erbärmlich ist ein Mensch, der sich nicht nur mit den verlorenen Federn von Pfauen, sondern mit der toten Haut von Tieren schmücken muss? Kann man dem Leid der Tiere und der Natur gegenüber wirklich so blind und taub sein? Doch die Nachfrage ist ungebrochen da, so dass sie auch bedient wird, denn diese Luxusartikel bringen enorm viel Geld.
Allein mit asiatischen Pythons setzt der Handel jährlich geschätzte eine Milliarde US-Dollar um. Dabei werden 6,3 Millionen Häute und mehr als 4 Millionen Hautstücke geschützter Schlangen, Krokodile, Warane und Tejus verarbeitet und zwischen 2008 und 2017 in die EU-Länder importiert. Dabei stammen bei Waranen, Tejus, Alligatoren und Kobras fast alle Tiere aus freier Wildbahn und nur ein winziger Teil wird nachgezüchtet, was auch für die Erzeuger Sinn macht, da es billiger ist ein ausgewachsenes Tier in freier Wildbahn zu fangen, als es heranzuzüchten. Viele der dabei eingesetzten Tiere finden sich im Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) und dürften eigentlich nur begrenzt gehandelt werden.
Bei den echten Krokodilen, die fast ausnahmslos streng geschützt sind, sehen die Zahlen besser aus, zumindest auf den ersten Blick, denn bei diesen stammen 99,3% von Farmen, auf denen das Tier vom Ei herangezogen wird. Der Handel nennt es stolz eine Artenschutzmaßnahme, denn die aus der Wildnis entnommenen Eier wären mit einer hohen Wahrscheinlichkeit sowieso Räubern zum Opfer gefallen.
Die meisten Tiere werden darüber hinaus lebendig gehäutet. So werden Waranen die Beine auf dem Rücken zusammengebunden, in Plastiksäcke gestopft, auf Lastwägen geworfen und ins Schlachthaus gebracht, wo man sie achtlos in eine Ecke wirft. Getötet werden sie und Schlangen durch einen Schlag auf den Kopf, was allerdings viele Tiere überleben, so dass sie die Prozedur des Häutens bei vollem Bewusstsein erleben, wobei bei Waranen die Bauchseite aufgeschnitten und die Haut abgezogen wird. Die Schlangen werden hingegen am Kopf aufgehängt und ihr Körper mittels eines Schlauches mit Wasser gefüllt, damit die Haut prall ist und besser abgezogen werden kann. Krokodilen wird ein Schnitt in den Nacken gesetzt, um dann mit einem Eisenstab das Rückenmark zu durchtrennen.
Trotz großer Empörung gab die EU nach und erlaubte seit 2016 wieder die Einfuhr von Python-Häuten aus Malaysia, gegen die Warnung von Ökologen, die vor schwindenden Schlangenbeständen und daraus resultierenden Rattenplagen warnen. Bezahlte Berichte von den großen Markenfirmen, die die angebliche Nachhaltigkeit bescheinigten, führten zum Umdenken. Letztendlich zählt immer nur der kurzfristige Profit. Die Auswirkungen auf die Ökologie und damit auch auf die Menschen werden ausgeblendet.
Wer trotz allem noch immer auf Reptilienleder als Prestigeartikel setzt deklariert sich offen als Umweltzerstörer und Tierquäler. Denn Menschen mit Hirn und Herz lassen Tiere leben.
Quellen:
https://www.geo.de/geolino/redewendungen/7899-rtkl-redewendung-sich-mit-fremden-federn-schmuecken
www.prowildlife.de/hintergrund/reptilleder/
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