Die Tiere stehen im Mittelpunkt, heißt es. Dann sollte man doch die Frage stellen, warum der Entertainmentbereich mit Hochschaubahnen, Schaubuden und anderen Belustigungen in Zoos immer breiteren Raum einnimmt, wenn die Besucher*innen doch nur an den Tieren interessiert sind. Schließlich schleppen wir unsere Kinder reihenweise in die Zoos, um ihnen etwas über exotische Tiere beizubringen, in ihnen die Liebe zum Lebendigen zu vermitteln, wird behauptet. Man braucht Kindern diese Liebe zum Lebendigen nicht anzutrainieren, denn sie haben sie von vornherein. Man kann sie ihnen nur abtrainieren. Eine der besten Möglichkeiten dies zu erreichen, ist ein Besuch in einer Tierverwahranstalt.

Ganz abgesehen davon, dass die meisten Besucher*innen, nicht mehr als eine Minute vor dem jeweiligen Käfig verbringen, was auf ein enormes Interesse schließen lässt, wird durch die Art der Schaustellung vor allem vermittelt, dass es in Ordnung ist, wildlebende Tiere aus ihren angestammten Territorien zu reißen, sie in enge, muffige, kahle Käfige zu stecken, aus ihren Sozialverbänden zu entfernen und zu besitzen. Die Lehre daraus kann nur sein, dass wir uns als Menschen das Recht herausnehmen, freie Individuen gefangen zu nehmen und sie zu beherrschen. Der Kaiser der Tiere hat mal wieder zugeschlagen. Deshalb ist es wohl auch besser, nicht zu genau hinzusehen, denn das könnte einen Empathieschub auslösen. Aber zum Glück sind wir so abgestumpft, dass der psychisch gestörte Elefant oder Affe, der ständig in gleicher Weise nach vor und zurück wippt, nicht auffällt. Man geht einfach weiter. Natürlich, viele Tiere haben ein Außengehege, das immer noch einen Affront darstellt im Vergleich zu den Gebieten, die sie in Freiheit durchstreifen. Wie soll man da etwas über das natürliche Verhalten erfahren, wie von vielen Zoos behauptet wird? Die Wintermonate müssen die Tiere sowieso in den unwirtlichen Innengehegen verbringen, die Nächte in engen Boxen.

Der Beitrag zum Artenschutz, der auch oft reklamiert wird, ist eigentlich eine Farce, denn es waren erst die Zoos, die manche Arten an den Rand des Aussterbens brachten, denn auf jedes Tier, das im Zoo ankommt, kommen Dutzende, die während der Jagd oder des Transportes zugrunde gehen. Auch was die hochgelobten Investitionen in die Naturschutzprojekte sind eine reine Augenauswischerei, denn würde man das Geld, das die Zoos verschlingen incl. hoher Subventionen aus Steuergeldern, direkt in solche Projekte investieren, wäre es weitaus effektiver. Dass die gefangen oder in Gefangenschaft großgewordenen Tiere wieder ausgewildert werden ist eine offensichtliche Lüge, denn wie soll sich ein Tier, das nichts anderes kennt, als den Käfig, je in der Wildnis zurechtfinden. Sie sind durch ihren Aufenthalt psychisch und sozial hochgradig gestört. Ein Überleben in der Freiheit wäre unmöglich.

Aber die Vögel, die gleich beim Eingang ausgestellt werden, scheinen sich wohlzufühlen, denn sie fliegen nicht davon, wird angenommen. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass sie nicht wegfliegen, weil sie es schlicht nicht können, denn sie werden, wahlweise durch das Durchtrennen eines Flügelknochens mit Glühdraht oder durch die Quetschung des Schultergelenks gleich nach dem Schlüpfen flugunfähig gemacht. Niemals können sie ihr natürliches Verhalten zeigen. Da wäre es doch weit sinnvoller sich einen Dokumentarfilm anzusehen, der die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zeigt.

Für ein kurzes Sonntagsvergnügen müssen Millionen Tiere ihr ganzes Leben lang in Gefangenschaft leiden. Zoos sind der reinste Anachronismus und völlig sinn- und zweckentleert, außer sich selbst zu behaupten, wohl auch, weil mancher lukrative Posten mit hohem sozialem Prestige, vorhanden ist. Dafür wird an Pflege- und Fachpersonal gespart, so dass es sich zumeist um unqualifizierte Kräfte handelt, die bei der Überfülle an Tieren, die sie zu betreuen haben, nichts weiter tun können, als diese zu füttern und die Käfige zu säubern. Für eine genau Beobachtung bleibt da keine Zeit.

Aber die Kinder zieht es sowieso eher zum Spielplatz, nachdem sie die armen Kreaturen in den Streichelabteilungen zu Tode verschreckt haben, indem sie ihnen nachgelaufen sind und Steine nach ihnen geschmissen haben. Was für ein Spaß, damit das verängstigte Lebewesen sich endlich rührt. Danach geht es in das hauseigene Restaurant, in dem nicht nur heimische Tiere zum Verzehr angeboten werden, sondern vielfach auch exotische, die man angeblich gerade erst mit solcher Begeisterung beobachtet hatte, immerhin wenige Sekunden lang. Aber was solls, die Menschen gehen weg, in ihr Leben, das sie haben, in die Freiheit, während die Tiere nur davon träumen können.
Quellen:
Jo-Anne McArthur, Captive

Laura Zodrow & Colin Goldner, Zirkus & Zoo.

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