Vegan heißt ja zum Leben sagen (1)

Es war einmal ein Mädchen namens Liv, was so viel wie Leben bedeutet, zumindest im skandinavischen Raum, die mit ihrer Hündin Nanna spazieren ging. Sie war eine Mischung aus verschiedensten Hütehunden, semmelbraun, mit langem Fell, groß und stämmig, aber gutmütig wie ein Lämmchen. Bei einem Urlaub in Rumänien hatten Liv und ihre Familie die Hündin als Baby auf der Straße aufgelesen. Seitdem war sie bei ihnen und immer an Livs Seite. An diesem Tag war Liv tief in Gedanken versunken gewesen und hatte nicht auf den Weg geachtet. Erst als ein klägliches Muhen an ihr Ohr drang, sah sie auf und versuchte sich zu orientieren. Sie standen mitten zwischen Feldern auf einem Weg. Den Ort hatten sie schon weit hinter sich gelassen. Doch woher kamen die Geräusche, die eindeutig als solche zu identifizieren waren, die Kühe von sich gaben. Kleine Kühe. Endlich machte Liv winzige Hütten aus, vor denen jeweils ein kleiner abgezäunter Bereich war. Wie Minihäuser mit Balkon wirkte es. Und in jeder dieser Hütten befand sich ein Kälbchen.

Liv ging zum ersten und das Kälbchen kam ganz nahe, streckte seine rosa Zunge heraus und versuchte sie abzuschlecken. Auch Nanna ging zum Gitter und steckte neugierig die Nase hinein, woraufhin das Baby sofort daran zu saugen begann, so dass Nanna die Nase rasch wieder zurückzog. „Das sind Babies“, dachte Liv, „Einsame, kleine Babies. Aber wo sind die Mütter zu den Babies?“ Es war nicht schwer zu erraten, denn da drang das durchdringende Muhen aus dem Stall, der dahinter lag. Es war eine Mutter, die nach ihrem Kind schrie. Nur wenige Meter trennten sie und doch konnten sie nicht zueinanderkommen.
„Scher Dich da weg!“, herrschte sie plötzlich eine tiefe Stimme an. Unsicher drehte sich Liv in die Richtung und sah einen Mann in Latzhose und Gummistiefel hinter sich stehen.
„Ich gehe schon“, sagte Liv kleinlaut, „Aber ich würde Sie gerne noch was fragen.“
„Wennst Dich dann schleichst“, gab der missmutige Mann von sich.
„Warum sind diese Babies nicht bei ihren Müttern?“, wagte es Liv sich zu erkundigen.
„Wieder eine, die von der Landwirtschaft keine Ahnung hat“, meinte der offensichtlich agrarwirtschaftlich Versierte, „Die sind weg, weil die da ihnen sonst die Milch wegsaufen.“
„Verstehe“, meinte Liv leise, „Das heißt, die Babies bekommen die Milch nicht, weil wir sie trinken?“
„Wofür wären sie sonst gut? Und das macht ihnen nichts aus“, herrschte der Mann sie an, „Aber jetzt schleich Dich oder bist vielleicht eine von den Tierschützern?“
„Nein“, sagte Liv und ging, während Nanna ungerührt neben ihr her trottete. Doch die Babies ließen sie nicht los, die allein und verlassen dastehen mussten, damit wir ihre Milch trinken können. Es war ihr noch nie in den Sinn gekommen, dass sie mit ihrem Konsum jemandem etwas wegnahm. Und heute hatte sie diesem Jemand in die Augen gesehen, in tieftraurige, braune Augen. Das konnte doch nicht richtig sein. „Wenn ich Milch trinke, dann muss sie einer Kuh weggenommen werden und das Kalb steht alleine und einsam in dieser Box. Wenn ich keine Milch trinke und alle anderen auch nicht, dann dürfen die Babies bei den Mamas bleiben. Aber warum sollte dann ein Bauer noch Kühe haben, wenn sie die Milch nicht brauchen? Dann werden sie geschlachtet und es gibt keine Kühe mehr. Aber würde das einen so großen Unterschied machen? Schließlich sind sie eh immer eingesperrt und man sieht sie nicht.“ So beschloss Liv keine Milch mehr zu trinken, während sie weitergegangen war und als sie endlich aufsah, fand sie sich wiederum vor einem Stall. Angestrengt lauschte sie. Da endlich vernahm sie Laute, die sich wiederum eindeutig zuordnen ließen. „Schweine“, dachte Liv. Neben dem Weg befand sich eine große Mülltonne, als wäre sie bereitgestellt worden, um entleert zu werden. Intuitiv hob sie den Deckel an und erschauderte. Ein beißender Verwesungsgestank stieg ihr in die Nase und ließ ihre Augen tränen, denn der Abfall waren nichts anderes als tote Körper, tote Babykörper. Aber was war das? Hatte sich da nicht was bewegt? Ganz obenauf lag ein Ferkel, das offenbar noch nicht ganz tot war. Liv hob es heraus. Das Herz schlug noch, doch es wirkte dennoch, als wäre es dem Tod schon näher als dem Leben. So schnell sie konnte ging Liv nach Hause und Nanna folgte ihr unbekümmert. „Gezüchtet, um uns zu ernähren. Aber warum waren dann so viele Tote? Warum schmeißt man so viele weg?“, dachte sie, während sie lief, weil sie keine Zeit mehr verlieren wollte. Und die Tränen rannen ihr übers Gesicht.

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