Die wahren Corona-Opfer

Corinna war der wunderbarste Hund, den man sich vorstellen kann. Sie war vier Monate alt, als sie zur Familie Maier, bestehend aus Vater, Mutter und zwei Kindern, kam. „Wir schaffen uns jetzt einen Hund an“, hatte der Vater gesagt, als er wegen Corona in Kurzarbeit geschickt wurde, „Dann haben wir einen Grund hinauszugehen und es ist nicht so fad.“ Die Kinder waren begeistert, denn sie hatten schließlich auch Heimschule und der Hund wäre doch ein toller Ausgleich für die fehlenden Kontakte zu ihren Freund*innen. Bloß die Mutter legte ein schwaches Veto ein. „Irgendwann wird dieses komische Corona wieder vorbei sein und Du wirst wieder in die Firma gehen und ihr zur Schule. Am Nachmittag werdet ihr Euch mit Euren Freund*innen treffen wollen. Dann wollt ihr sicher auch wieder in Urlaub fahren und was wird dann mit dem Hund“, meinte sie, doch bis dahin würde noch viel Zeit vergehen, das würde sich schon alles finden, meinte der Rest der Familie. So kam Corinna ins Haus.

Corinna war ein struppiger, mittelgroßer Mischlingshund, der tatsächlich Freude und Leben in ihren Alltag brachte. Mit großer Begeisterung gingen sowohl die Kinder, als auch der Mann spazieren, spielten mit ihr und alles schien wunderbar zu sein. Über ein Jahr war sie mittlerweile Teil der Familie, als plötzlich die Verordnungen wieder gelockert wurden. Der Vater ging wieder die normalen Stunden arbeiten und die Kinder gingen zur Schule und durften sich mit Freund*innen treffen. So blieb die Mutter mit dem Hund übrig. „Meine Süße, jetzt haben sie uns alle im Stich gelassen“, meinte sie, während sie der gutmütigen, immer fröhlichen Hündin die Ohren kraulte, die sich nun gänzlich der Mutter anschloss, denn sonst hatte ja keiner mehr Zeit für sie. Anfang Juni kam der Angetraute nach Hause und meinte, dass es nun Zeit wäre über den Familienurlaub nachzudenken. Er, wenn man ihn fragte, wollte an einen Strand, weit weg. In die Türkei z.B. „Ich bin dafür, dass wir uns eine Hütte in den Bergen mieten oder an einem See, denn da können wir Corinna mitnehmen“, erwiderte die Mutter. „Ach ja, Corinna“, sagte er seufzend, als hätte er schon gänzlich darauf vergessen, dass sie nun einen Hund hatten, aber dann kam ihm die Erleuchtung, „Ach was, die geben wir ins Tierheim und alles ist gut.“ „Das ist nicht Dein Ernst?“, erwiderte sein Frau, „Als erst willst Du unbedingt einen Hund, damit Dir nicht fad ist und wenn er Dir lästig ist, dann würdest Du ihn einfach wieder hergeben? Bist Du wirklich so herzlos? Dieses Tier ist mittlerweile Teil unserer Familie. Es hängt an uns und vertraut uns bedingungslos. Und Du würdest es einfach so verraten, bloß wegen so einem dummen Urlaub?“ „Aber Mama, wir könnten doch eine Hundepension finden“, mischte sich die Tochter nun ein, die schon groß war und auch dagegen war, dass Corinna wegkäme, aber, so wie ihr Vater, ans Meer fliegen wollte. So kam es, dass Corinna zehn Tage in einer Hundepension unterkam, in der sie sich sehr wohl zu fühlen schien, auch wenn sie sich vor Freude kaum zu fassen wusste, als ihre Menschen endlich wieder da waren. „Du hattest recht“, gestand der Mann in dem Moment ein, „Wie hatte ich nur daran denken können, diesen kleinen Schatz herzugeben.“ So durfte die Hündin bis zum Ende ihres Lebens bei der Familie bleiben. Es ergaben sich auch andere Situationen, in denen es einfacher gewesen wäre, ohne Hund zu sein, doch sie fanden für alle eine Lösung.

Corinna hatte Glück gehabt, mehr, als viele andere Haustiere, die von den Menschen während der Coronazeit aufgenommen wurden und nun in den Tierheimen landen. Noch nie wurden so viele Haustiere aufgenommen – und dann wieder im Stich gelassen. Derzeit gehen die Tierheime über, weil sich offenbar so viele keine Gedanken darüber gemacht hatten, dass es auch ein Leben nach Corona gibt. Wie die kleinen Kinder suchten sie sich einen Zeitvertreib, der nun nicht mehr ins Lebenskonzept passt. Dabei vergessen sie auf eines, dieses Tier hat sich ihnen anvertraut, ihnen alles geschenkt, was es kann, weil es sich darauf verlässt, dass die Menschen ihr Versprechen einlösen, als sie es bei sich aufnahmen. Doch viele gehen völlig herzlos darüber hinweg, behandeln es wie einen Gegenstand, den man benutzt, so lange es einen freut und den man entsorgt, wenn man ihn nicht mehr will. Wer nicht bereit ist, Zeit und natürlich auch Geld für ein Tier aufzubringen, sollte sich auch keines nehmen. Es wäre besser für alle Seiten. All diese Tiere, die nun in den Tierheimen landen, wenn sie nicht gar irgendwo ausgesetzt werden, sind die eigentlichen Verlierer der Pandemie.

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