Meine Hündin kuschelt sich zu mir. Sie zittert am ganzen Körper und hechelt, weil ihr das nahende Gewitter Angst macht. Ich streichle sie und rede ihr beruhigend zu. Wirklich entspannen kann sie erst, wenn das Gewitter vorbei ist. Nein, sie wäre dort draußen in der Wildnis, nicht überlebensfähig und dennoch bin ich überzeugt davon, dass nur die Freiheit artgerecht ist.
„Wenn man das ernst nimmt“, so wird mir gesagt, „dann müssten wir jetzt noch alle Tiere, Haus-, Nutz-, Gebrauchstiere, vor die Türe setzen und wir dürften uns nicht mehr um sie kümmern. Ziemlich perverse Einstellung. Du würdest sie also beinhart zugrunde gehen lassen?“
Es wäre pervers, meine Hündin auf die Straße zu setzen, meine Hündin und Millionen anderer Tiere, die der Mensch für seine Bedürfnisse artfremd gemacht hat, d.h. unfähig in ihrer ursprünglichen Umgebung zu überleben. Diese Tiere entsprechen nicht ihrer wilden Art, sondern sind domestizierte, degenerierte, zivilisationsgeschädigte Haustiere. Deshalb ist es zu kurz gegriffen (und wird auch bewusst falsch verstanden), in diesen Slogan den Wunsch nach sofortiger Freilassung zu sehen. Wir haben diese Tiere bewusst von uns abhängig gemacht, also letztlich lebensunfähig. Gerade Hunde sind ein tolles Beispiel dafür. Nicht nur, dass sie in der Natur nicht ausreichend Futter finden würden, wie ihre wilden Vorfahren, die Wölfe, oder ihre nahen Verwandten, die Füchse, wir haben sie auch auf verschiedenste Weise krank gemacht. Wir züchten sie so groß, dass ihr Skelett es nicht tragen kann oder so lang, dass die Proportionen nicht passen. Andere wiederum wurden so verhunzt, dass sie nicht ohne Hilfe des Menschen gebären können oder ganz schlecht Luft bekommen. Dazu zählen auch jene Züchtungen, bei denen es Menschen cool fanden, dass sie keine Haare mehr haben oder ihr Fell durch Genmutation eine solch „schöne“ Farbe bekommt, dass eine damit einhergehende Blindheit nicht ins Gewicht fällt. Für wen ist diese Art der verschrobenen Überhöhung einer fragwürdigen Ästhetik wichtig? Für das Tier oder für den Menschen? Nein, diese Tiere würden in der Freiheit, in einem selbstbestimmten, autonomen Leben sehr schnell zugrunde gehen. Aber nur, weil die Art nicht artgerecht ist.
Noch schlimmer stellt sich das Bild bei sog. Nutztieren dar. Milchkühe z.B. werden so gezüchtet, dass sie bis zum Zehnfachen der normalen Milchmenge geben. Ich hoffe, es kennen mittlerweile alle diese schrecklichen Bilder von den ausgemergelten Kühen, deren Euter so groß sind, dass sie sich kaum mehr bewegen können. Würden sie jetzt in die Freiheit entlassen werden, würden sie unter dieser Überproduktion enorm leiden. Deshalb ist diese Züchtung vom Menschen abhängig. Trotzdem darf das Kälbchen nicht bei der Mama trinken, weil wir keinen Tropfen hergeben wollen. Aber das nur ganz nebenbei. Ebenso verhält es sich mit Hühnern, die daraufhin gezüchtet sind, so rasch wie möglich Fleisch anzusetzen. Würden sie nun nach 42 Tagen (das ist ihre Lebenszeit) nicht geschlachtet werden, so würden sie weiterhin Fleisch ansetzen und irgendwann unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen. Rettung wäre der Tod für sie. Ebenso verhält es sich mit Schweinen, die so rasch wie möglich so viel Gewicht wie möglich zulegen sollen. Auch sie wären nicht lange lebensfähig. Ähnliches findet sich auch bei Schafen, deren Fell nicht aufhört zu wachsen. Würden sie nicht einmal im Jahr geschoren werden, würden sie ebenfalls elend zugrunde gehen. Das heißt aber nicht, dass die Freiheit nicht das erstrebenswerte Ziel wäre, sondern nur, dass der Mensch präpotent genug ist, diese hilflosen Lebewesen so zu degenerieren, dass sie ein artgerechtes Leben gar nicht führen könnten.
Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Dennoch kann man als Fazit sagen, „Artgerecht ist nur die Freiheit“ und wenn die Freiheit nicht möglich ist, dann ist das Tier nicht artgerecht, sondern durch den Menschen verschandelt worden. Deshalb ist es eine moralische Verpflichtung, sich dieser Tiere anzunehmen, die Verantwortung zu tragen, die wir mit der Unmöglichkeit einer freien Lebensgestaltung, eingegangen sind. Doch warum dann den Slogan aufrechterhalten, wenn er doch nicht erreichbar ist?
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oma99
Ja, es ist blanker Hohn, Tieren die Möglichkeit zu nehmen ihne Menschen Freiheit und artgerechtes Leben zu genießen. Es ist ein Frechheit, ihnen dann noch das bisschen Freiheit generell zu verweigern und sie für eigene Zwecke zu benutzen, ja Ihnen sogar die eigenen Kindernähe zu verweigern. Wieviel Egoismus, wieviel Größenwahn, wieviel Dummheit zu Lasten allen anderen Lebens auf dieser Welt, können wir Menschen uns herausnehmen?
Mehr und mehr bekommen wir die Quittung, kaum durch die Ziere alleine, aber durch unsere kollabierende Umwelt,
Teriben wir es noch ein wenig weiter und es wird unumkehrbar jeglicher menschentauglicher Lebensraum zerstört sein.
Klimawandel? Nein, das ist nur der eine Punkt – die Natur ist dabei uns von dieser Welt zu schmeißen, wenn wir nicht endlich unsere Mitlebewesen, egal ob Tier, Insekt, Pflanze, Pilz, wieder natürlich leben lassen.
Und was machen wir? Leugnen, mit Ausreden um uns werfen, als ginge es nicht um unser aller Überleben.
Ein kleiner Anfang wäre endlich vegan zu leben, unsere „Nutztieren“ nicht mehr zu „nutzen“. sondern ihnen soviel Freiheit wie ihnen gut tut zu ermöglichen und so ein wenig gut zu machen…
Und wenn ich einen Hund eine Katze, ein Meerschweinchen, daheim habe – seien wir ihnen das, was sie uns sind: ein Freund, eine Freundin und sorgen wir dafür, dass unser aller Lebensraum, die Erde, uns wieder dulden kann!
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novels4utoo
Völlig richtig. Es gibt für so viel Ignoranz, Präpotenz, Sturheit, Uneinsichtigkeit fast keine Worte mehr.
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