Mein liebstes Kind!
Ich bin eine Mutter, Deine Mutter, und doch hatte ich nie wirklich Mutter sein dürfen. Ja, ich habe Dich zur Welt gebracht. Es war der schönste Tag meines Lebens. Davor, da stand ich nur im Stall, angekettet, ohne je die Sonne sehen zu dürfen oder mir den Wind um die Nase wehen lassen zu können. Doch dann merkte ich, dass ich bald ein Baby bekommen wurde. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich gefreut hatte. Es würde zwar nichts an meiner Lage ändern, aber da wäre endlich jemand, den ich umsorgen könnte. Ich wäre nicht mehr alleine.
Dann war es soweit. Du kamst aus meinem Körper. Hilflos lagst Du neben mir und ich begann Dich abzuschlecken. Ich sog Deinen Geruch in mich ein. Es war der schönste auf der ganzen Welt. Ich war so unendlich glücklich. Du und ich, das war von Anfang an etwas ganz Besonderes. Ich sprach Dich an und Du antwortetest Du mir. Unter all den anderen Babies hätte ich Deine Stimme immer herausgehört. Sie war einzigartig, so wie Du. Dann versuchtest Du Dich aufzurichten. Vorsichtig stelltest Du Dich auf die Beine. Es klappte. Du warst zwar noch recht wackelig, aber Du fielst nicht mehr um. Nein, wir würden nicht auf der Weide herumtoben und spielen können, dessen war ich mir sicher. Das hätten die Menschen nicht erlaubt, aber das war nicht mehr so schlimm, so lange wir zusammen waren.
Doch das Glück währte nur kurz, denn sie kamen, um Dich zu holen. Ich fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen. Als erst sorgten die Menschen dafür, dass ich ein Baby bekam, nur um es mir dann wegzunehmen. Ich verstand es nicht, nur, dass sie Dich auf eine Schubkarre schmissen und mit Dir davon fuhren. Mir zerriss es fast das Herz, als ich mitansehen musste, dass Du weggebracht wurdest. Zum ersten Mal in meinem Leben begann ich zu randalieren. Ich musste hier weg, musste zu Dir. Verzweifelt und mit der Kraft der Liebe gewappnet riss ich an meiner Kette, doch es nützte nichts. Ich war nicht stark genug. Die Kette hielt und Du warst fort. Von Ferne hörte ich Deine klagenden Rufe, denen ich antwortete. Ich konnte es nicht glauben. Ja, die Menschen hatten mich hier eingesperrt, aber niemals hätte ich gedacht, dass sie so grausam sein könnten. Doch ich hatte es erlebt. Ich schrie mir fast die Seele aus dem Leib, nach Dir. Tag und Nacht, bis ich vor Erschöpfung einschlief. Von da an kamen sie jeden Tag und nahmen mir meine Milch weg, Deine Milch. Und langsam begann ich zu begreifen. Sie hatten uns voneinander getrennt, um die Milch zu bekommen, die für Dich bestimmt ist, damit Du groß und stark wirst. Aber warum konnten sie sie nicht teilen? Es wäre doch genug dagewesen, so prall und voll, wie sich meine Brüste anfühlten, genug für sie, damit sie, wer weiß was damit machten, und für Dich, mein Kind. Aber sie wollten alles für sich alleine. Irgendwann war da nur mehr die Trauer. Was wohl aus Dir geworden war? Du warst ein Mädchen. Es würde Dir wohl genauso ergehen wie mir, wenn Du alt genug warst. Wärst Du ein Bub gewesen, dann hätten sie Dich ganz schnell ermordet, denn Buben haben keinen Wert. Sie geben nicht die Milch, die die Menschen haben wollen, Milch, die für mein Baby gedacht ist. Wie sehr würde ich mir wünschen, dass Du ein anderes Leben führen könntest als ich. Aber dazu müssten die Menschen aufhören uns unsere Milch wegzutrinken. Ich habe auch gehört, dass sie ihnen gar nicht gut tut. Sie machen es trotzdem.
Dann begannen meine Brüste zu schmerzen. Ich hatte eine Euterentzündung, die so schlimm war, dass sie meine Milch nicht mehr brauchen konnten. Dann wurde ich aus dem Stall geführt. Zum ersten Mal in meinem Leben durfte ich die Sonne sehen und mir den Wind um die Nase wehen lassen, zum ersten und letzten Mal, denn sie hatten mich bloß aus dem Stall geholt, um mich zum Schlachthof zu bringen, denn ich war auch nichts mehr wert.
Ich habe von Menschen gehört, die sich dafür einsetzen, dass die Babies bei den Müttern bleiben dürfen, weil sie meinen, dass die Milch für die Kinder ist. Ich hoffe, Du wirst es noch erleben, dass es so sein wird und Dir Deine Kinder nicht weggenommen werden.
In Liebe,
Deine Mama
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Hermann Kastner
Schöner Text! Leider berührt er nur Menschen, die eh schon dem Wahnsinn abgeschworen haben, den anderen ist das Leid der Tiere egal – das unbarmherzige Monster Mensch zeigt hier sein wahres Gesicht.
„Einer Mutter ihr Baby zu stehlen, es zu töten und schließlich zu zerstückeln nennen wir Verbrechen. Es sei denn, die Mutter ist kein Mensch. Dann nennt man es Lammbraten, Kalbsleberwurst 0der Spanferkel.“ (Stefan Barth, Tierrechtler, Naturfreund und Philosoph)
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novels4utoo
Vielen Dank für die Rückmeldung. Und ja, ich bin mir im Klaren darüber, dass diese Texte vorzugsweise jene Menschen lesen, die schon im Thema sind und sensibilisiert, aber ich habe die Hoffnung auch andere zu erreichen. Man muss es zumindest probieren – und das Zitat trifft es 100%ig.
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