Wir wissen alle, schon die Steinzeitmenschen haben Fleisch gegessen und sind deshalb so schlau geworden, so wie wir heute sind, so schlau, dass wir alles vernichten, was uns unterkommt. Sehr beeindruckend. Aber das ist nur die halbe Wahrheit, denn die Steinzeitmenschen, die doch in allem unsere Vorbilder sein sollten, trugen auch Pelz. Natürlich, denn Biobaumwolle und Hanffasern gab es noch nicht. Sie hatten also keine andere Wahl. Aber wie kam das Menschenweibchen zu ihrem Pelz, denn wir sind so gut informiert, dass wir wissen, nur die Menschenmännchen haben gejagt, während die Menschenweibchen zu Hause saßen und der Rückkehr der großen, starken Männchen von ihren Streifzügen harrten. So wie es den biologisch vorgegebenen Rollen entspricht. Männchen als Jäger – so pirschen sie sich heute im Supermarktregal an, unter Einsatz ihres Lebens, um die Styroporpackung zu ergattern und unter Aufbietung all ihrer Kräfte, nach Hause zu schleppen, während die Weibchen in der sicheren Wohnhöhle sitzen und auf die Beute warten. Aber wir schweifen ab, es geht ja um den Pelz.
Das Steinzeitmenschenweibchen saßen also in der Höhle und machten, was auch immer Steinzeitmenschenweibchen machen. Dann endlich kam er, der strahlende Held, gezeichnet von den Strapazen der Jagd, der gestählte Körper übersät von Blessuren und Schnittwunden, aber er hatte obsiegt, die Kreatur war ihm unterlegen. Unter dem einen Arm trug er ein mächtiges Stück Fleisch, während er das Fell des Löwenzahntigers lässig über die andere Schulter geworden hatte. Mit einem Blick registrierten die Weibchen die Szene und stürzten sich auf ihn. „Oh Du Held, Du wunderbarer Held! Wie stark Du doch bist!“, raunten sie, während sie das Fleisch und den Pelz nicht aus den Augen ließen, „Nimm mich. Ich werde am besten für Dich sorgen, Deine Wunden verbinden und Dich heilen.“ Sie versprachen es, während der Held seinen geübten Blick über die Weibchen gleiten ließ, sich die richtige Gefährtin zu erwählen. Endlich fand er sie, stieß alle anderen bei Seite und warf ihr den Pelz zu, so dass sie ihn mitnahm auf ihr Lager und die Beine breit machte. Die Siegerin bekam das Tierfell. Mit Pelz kauft man sich das beste Weibchen. So war es anno dazumal. Auch heute noch gilt Pelz als Prestigeobjekt. Wenn ein modernes Menschenmännchen seinem modernen Menschenweibchen einen Pelz überreicht, dann gehört sie ihm. Schließlich hat er unter Aufbietung seines Lebens, allen Gefahren trotzend, so ein unabdingbares Kleidungsstück wie einen Pelz erlegt, drüben im Pelzgeschäft. Da werden Wohlstandsbauch, Halbglatze und Doppelkinn plötzlich unsichtbar, denn mit dem Pelz, mit dem kann das Weibchen vor den anderen protzen. Ihr Männchen ist zwar körperlich miserabel beieinander, aber er hat die dicke Brieftasche und die öffnet er für sie. Und das hätten auch die Steinzeitmännchen gemacht, hätten sie denn eine Brieftasche gehabt. So gesehen hat sich nicht viel geändert und in unserem tiefsten Innersten sind wir doch immer noch Steinzeitmenschen.
Nein, sind wir nicht mehr? Wir haben moderne Errungenschaften, Biobaumwolle und Hanffaser, Fakeleder aus Ananas, Weintrauben etc., Daunen aus Blumen und vieles mehr. Das moderne Menschenweibchen ist nicht mehr darauf angewiesen, dass sie sich mit Pelz und anderen Dingen kaufen und prostituieren lässt, denn sie kann selbst Geld verdienen und sich damit selbst all die wunderbaren Dinge kaufen, die sich ein Menschenweibchen so erträumt. Aber wenn dem tatsächlich so ist, warum müssen wir dann immer noch Fleisch essen und Pelz verarbeiten? Vielleicht weil die modernen Menschenmännchen immer noch davon träumen, dass sie sich die Kreatur unterwerfen. Manche machen es auch, im Nahkampf am Hochstand, nach dem zweiten Obstler, wenn sie anfangen sich einzubilden, Präzisionsgewehr und Zielfernrohr führen zu einem fairen Kampf. Und die, ihr Leben lang in Käfigen gefangen gehaltene Kreatur, bringt den fair erjagten Pelz. Wohingegen das moderne Menschenweibchen die Beine breit macht für die dicke Brieftasche, die nun für Stärke und Durchsetzungskraft steht. So gesehen ist es durchaus legitim, Pelz zu tragen, denn was die Steinzeitmenschen gemacht haben, kann auch für uns nicht falsch sein. Allerdings berufen wir uns auch sehr gerne darauf, dass wir moderne Menschen seien, den Steinzeitmenschen mental weit überlegen. Was sich wahrscheinlich darin äußert, dass wir unser Fleisch im Stall und unsere Pelztiere im Käfig halten und sie nicht mehr jagen müssen, ohne Achtung und Respekt vor allem, was nicht käuflich ist.
Wer Lebewesen wirklich achtet, sperrt sie nicht in Käfige, lässt nicht andere Menschen die gestohlene Haut mit lebensgefährlichen Chemikalien behandeln, um dann einen hübschen Bommel an der Haube oder einen Kragen an der Jacke zu haben. Pelz ist Leid und Terror. Eigentlich passend für die meisten modernen Menschen, die keine Skrupel haben, alle anderen auszubeuten, ohne Rücksicht auf Verluste und Opfer.
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