Konsument*innen wollen – so wird immer wieder behauptet – wissen, wie es den Tieren geht, die sie essen bzw. deren Produkte sie konsumieren. Der Großteil der Menschen lehnt Massentierhaltung ab und hört nicht auf zu betonen, dass es ok ist Tiere zu schlachten und ihre Produkte auszubeuten, so lange es gut gelebt hat. Was auch immer ein gutes Leben bedeutet, so stellt sich natürlich die Frage, wie sieht man einem Produkt im Supermarkt an, wie das Tier lebte. Da liegt das billigste Fleisch neben dem teuren und sieht einfach gleich aus. Man hört weder die Schreie, man sieht nicht die Verletzungen und erkennt nicht den Schmerz. Alles fein säuberlich verpackt und nutzerfreundlich hergerichtet. Es ist austauschbar. Wie soll man den Personen, die reflektiert einkaufen wollen, den Unterschied so kurz und prägnant wie möglich erklären? Schließlich kann man keine Aufsätze dazuschreiben, denn die Menschen haben keine Zeit. Es sollte auf den ersten Blick klar erkennbar sein, was da gekauft wird.
Eine Möglichkeit, die weithin genutzt wird, mittlerweile, an die sich die Konsument*innen bereits gewöhnt haben und meinen zu wissen, wann sie Qualität bzw. tierleidfreie Produkte kaufen, so weit das bei tierlichen Produkten überhaupt möglich ist, sind Qualitätssiegel. Dank enormer Marketingmaßnahmen, wurde das AMA-Gütesiegel selbst in den hintersten Winkeln des Landes bekannt gemacht. Und dafür steht ihr ein Werbebudget zur Verfügung, das in die Millionen geht. Die Menschen vertrauen diesem Gütesiegel und glauben an die Werbemaßnahmen. Am 28.11. schaltete die AMA einen Werbebeitrag im Online-Kurier mit dem Titel: „Moni, Milchbäuerin aus Leidenschaft“[1]. Zur Abrundung fand sich ein Bild von einer Kuh, die ganz alleine, im Stroh in einem riesengroßen Stall liegt.

In dem Artikel selbst geht es zwar nicht um Tierwohl direkt, sondern um die Kontrollen, die gemacht werden. Die Bäuerin hat jeden Tag eine Checkliste abzuarbeiten, dann kommen noch permanente Kontrollen von der AMA selbst. Darüber hinaus findet sich auf der Seite der AMA ein Artikel über Kuhwohl, in dem es heißt: „Kuhställe sollen den Kühen einen entsprechenden Komfort bieten. Das ist neben einwandfreiem Futter optimal für die Gesundheit der Tiere. Die Bewegungsfreiheit und der soziale Kontakt unter den Tieren sind ein Teil ihrer Lebensqualität. Der Stall muss ausreichend mit Luft versorgt sein, es soll aber nicht ziehen. Ausreichend Licht und nicht zu warme Temperaturen tragen ebenfalls zum Wohlbefinden der Tiere bei.“[2]
Das klingt doch alles wunderbar und vertrauenswürdig. Dann schauen wir uns mal an, was sich in einer Broschüre vom Tieranwalt findet. Hier wurden verschiedenste Gütesiegel für Milch dem Test unterzogen. Dafür wurden fünf Kriterien für die Bewertung herangezogen:
Bewegungsfreiheit, Enthornung, Artgemäße Ernährung, Haltung von Kälbern und weitere Maßnahmen. Für die Erfüllung der Kriterien erhielten die Gütesiegel jeweils ein Milchpackerl. Es konnten also fünf Milchpackerl erreicht werden. Sieht man sich nun das AMA-Gütesiegel unter dieser Beurteilung an, so erhält dieses 0 von 5 Milchpackerln. Es erfüllt demnach keines der vorgegebenen Kriterien, aber schauen wir uns diese im Detail an:
- Bewegungsfreiheit: Dem Mindeststandard entspricht der Laufstall mit genau vorgegebenen Mindestbreiten und die Anbindehaltung. Demnach kennzeichnet das AMA-Gütesiegel nicht, welche Haltungsformen vorgesehen sind.
- Enthornung: Die Enthornung oder Zerstörung der Hornanlage im Kopf ist erlaubt, wenn entsprechende Schmerzmittel zur Anwendung kommen und sie vom Tierarzt durchgeführt wird. D.h. AMA heißt Rinderenthornung.
- Artgemäße Ernährung: Der Einsatz von Kraftfutter widerspricht zwar der normalen Ernährung von Wiederkäuern, wird aber eingesetzt, um eine hohe Milchleistung zu erreichen. Gesetzlich gibt es keine Vorschriften, deshalb kann von artgerechter Ernährung der Milchkühe der AMA keine Rede sein.
- Haltung von Kälbern: Kälber werden offenbar in Einzelbuchten nach der Geburt gehalten, wie es dem Mindeststandard entspricht.
- Weitere Maßnahmen: Hierbei wird vor allem auf Zuchtziele abgestellt. Qualzüchtungen sind zwar verboten, ob die Zucht auf enorme Milchleistung und die damit einhergehenden gesundheitlichen Probleme, mit dem Tierschutzgesetz vereinbar ist, ist anzuzweifeln, wird aber bei der AMA offenbar praktiziert.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass es sich beim AMA-Gütesiegel um eine reine Mogelmilchpackung handelt. Das Tierwohl, das damit suggeriert wird, wird nicht eingehalten. Übrigens gilt das nicht nur für das AMA-Gütesiegel, sondern keine einziges der Gütesiegel, BIO-Gütezeichen bzw. Markenprogramme schafft es, mehr als drei Milchpackerl zu lukrieren.[3]
Fakt ist, dass, egal in welcher Haltungsform, Milchkühe fast die 5fache Milchleistung erbringen, als es vor 50 Jahren der Fall war, was ihre Körper nachhaltig ausbeutet, so dass sie in der Regel nicht älter als drei bis fünf Jahre alt werden und reif für den Schlachter sind. Manche dieser Kühe, die sog. Downer-Kühe sind so schwach, dass sie nicht einmal mehr aufstehen können und entsprechend in den Transporter geschleppt werden, wie aus diesem Video hervorgeht, das von SOKO-Tierschutz erstellt wurde:
Was also tun, wenn man den Gütesiegeln bzw. Marken nicht vertrauen kann? Ganz einfach, auf Milchprodukte verzichten, für die Tiere, die Umwelt und die eigene Gesundheit. Und vor allem, nicht alles glauben, was einem in der Werbung suggeriert wird.
Hier kann man sich die ganze Broschüre „Augen auf beim Milcheinkauf. Ihr praktischer Ratgeber für mehr Tierschutz im Einkaufskorb“ gelesen werden.
[1] https://kurier.at/cm/ama/moni-milchbaeuerin-mit-leidenschaft/401819971?utm_source=daily&utm_medium=email&utm_campaign=%25DATE%25&tpcc=daily&pnespid=u6V8DSNIZfJE0.Sc.yWkEoCSuAy_SodmIeKmnLd2pAVmY_POLbRP8HetGgG7UkH_tsC1kw, Abgerufen am 28.11, 13.00 Uhr
[2] https://amainfo.at/artikel/ama-guetesiegel-kontrolle-tiergesundheit-kuh-hygiene-milch; Abgerufen am 05.12, 13.00 Uhr
[3] https://www.tieranwalt.at/de/Projekte/Gutes-Gewissen-Guter-Geschmack/iActivityId__387.htm, Abgerufen am 05.12, 14.00 Uhr.
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