Nieder mit der Niederwildjagd!

Ein wunderschöner Herbsttag. Ich gehe spazieren, zwischen Feldern im Sonnenschein, als mir auffällt, dass viele Autos parken, in erster Linie Jeeps. Als ich an ihnen vorbei bin, entdecke ich die Besitzer*innen. In orangen Jacken stehen sie entlang eines Feldes. Ich möchte mir das näher ansehen, doch ein Schild hindert mich am Weitergehen. „Treibjagd. Durchgang verboten“ ist darauf zu lesen. Deshalb bleibe ich einfach stehen und beobachte. Da fangen die Treiber*innen an, durch das Feld zu gehen. Sie machen Lärm, damit sie das Wild den Jäger*innen vor die Flinte treiben. Die Tiere geraten in Panik. Sie versuchen zu fliehen, doch es gibt kaum ein Entrinnen. Sie sind umstellt. Gleichheit der Mittel sieht anders aus.

Jedes Jahr kann man solche Szenen in vielen Teilen Österreichs, beginnend im Herbst bis zum Jahresende, beobachten. In erster Linie werden Hasen, Fasane und Enten gejagt. Meistens werden sie zuvor ausgesetzt, was nicht unbedingt erlaubt ist, aber wen schert schon das Gesetz. Fragwürdig wird es erst, wenn man sich überlegt, dass Jäger*innen behaupten, sie schützten den Bestand und erst, wenn es zu viele Tiere sind, dann müssten sie geschossen werden. Das bedeutet aber, dass sie als erstes dafür sorgen, dass der Bestand zu hoch ist, um sie dann willkürlich abknallen zu können. Natürlich können sie nicht die Wahrheit sagen, dass sie einfach geil darauf sind mit ihren Schrotgewehren hilflose Tiere abzuknallen, dass sie scharf auf Mord und Vernichtung sind, ohne jeden vernünftigen Grund. Deshalb müssen sie sich was ausdenken, etwas, das gut ankommt bei den Leuten und ihnen zumindest den Anschein von Berechtigung für diese hinterhältigen, feigen Tötungsdelikte gibt. Na dann sagen sie mal, es gibt zu viele. Deshalb muss man vorweg einmal die Füchse und anderes Raubzeug schießen, damit der Bestand an Hasen, Fasanen und Enten zu groß ist, um einen Grund haben, sie zu schießen. Ja, wir müssen die Füchse schießen, wird dann behauptet, weil die die armen Rehlein fressen, die wir vielleicht erst kurz zuvor mit großem Aufwand aus den Feldern vor den landwirtschaftlichen Maschinen gerettet haben. Und später müssen wir dann die Rehlein schießen, weil die sich so vermehren, auch die, die wir zuvor gerettet haben. Es wird also alles dafür getan, ein Ungleichgewicht herzustellen, dass man dann, leider, leider, wieder ausgleichen muss.

Ich stehe immer noch am Rande des Feldes neben dem Schild. Giftige Blicke treffen mich, wohl auch, weil ich Fotos mache. Doch es kann mich keiner vertreiben, so lange ich hier stehe. Warum nur haben die lieben Jäger*innen solch ein Problem damit, dass sie bei ihrem Treiben beobachtet werden, wenn sie doch so ein gutes Werk tun? Die Fasane fliegen auf. Schüsse knallen. Manche werden ordentlich getroffen, andere nicht. Die Hunde finden die angeschossenen, oder auch nicht. Sie krepieren elendiglich. Ein Fasan flieht auf die Straße. Er kollidiert mit einem Auto. „Dem Fahrer ist nichts passiert“, wird es am nächsten Tag in der Zeitung heißen. Und der Fasan? Der ist tot. Das ist keine Erwähnung wert. Er hatte einen Ring um den Fuß. Ich hatte es gesehen. Es war ein Fasan, der in einer Voliere aufgezogen wurde, aufgezogen, um herzlos abgeschlachtet zu werden. Das war sein Lebenszweck. Und was geschieht mit den geschossenen Tieren, nachdem am Ende der Jagd stolz eine Strecke gelegt wurde? Sie landen im Müll, denn essen kann man die nicht, so bleidurchsiebt wie sie sind. Blei im Fleisch und in der Natur. Das ist wohl, was die Jäger*innen meinen, wenn sie von Nachhaltigkeit sprechen. Übrigens bin ich sehr stolz darauf, dass meine Geschlechtsgenossinnen nun auch endlich morden und abschlachten dürfen. Das ist doch die wahre Gleichstellung mit dem Mann, raus aus der Küche und ran an die Waffe.

Ich gehe nach Hause. Die Jagd ist beendet, für den Moment. Dennoch werden sie es wieder tun. Dabei gibt es keinen einzigen Grund, der die Niederwildjagd rechtfertigen würde, außer der Gier und der Mordlust, und das sind keine nachhaltigen ökologischen Gründe, sondern Auswüchse von Egozentrik und moralischer Verkommenheit. Deshalb wäre es höchste Zeit, diesem Mordspiel ein Ende zu setzen und sie ersatzlos abzuschaffen.

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2 Gedanken zu „Nieder mit der Niederwildjagd!

  1. oma99

    Danke für diesen Teext. Wenn man, wie ich, schon einmal oder öfter solche künstlich herbeigeführten „Notwendigkeiten für die Jagd“ wie hier teilweise beschrieben, erlebt und dokumentiert hat (siehe: VGT Austria), dann kann man einfach nicht mehr still zusehen. Am besten schließ man sich Tierschutz und Tierrechts-Organisationen an, die dann auch die notwendige politische Arbeit mit breiterer Unterstützung angehen können. an dieser Stelle möchte ich besonders dem VGT Austria und seinen aktiven Menschen danken. viel Erfolg und endlich Heger&Pfleger statt Jäger!

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    1. novels4utoo

      Vielen Dank für den Kommentar – ja, es ist wichtig, dass der Teil, der Großteil, der Bevölkerung, der gegen diese absurden Jagdauswüchse sind, sich endlich nicht mehr von dieser Minderheit auf der Nase herumtanzen lassen. Allerdings wird das Image zusehends schlechter – das nicht zuletzt aufgrund der unermüdlichen Arbeit der Tierrechtsorganisationen – in Österreich vorweg der VGT, der Verein gegen Tierfabriken.

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