Spenden für Pakistan

Pakistan wurde von den schwersten Überflutungen heimgesucht, die es seit langem gab. Das letzte Mal liegt allerdings erst 12 Jahre zurück – ein Ereignis, das unter normalen Umständen nur rund alle 100 Jahre vorkommt. Diese Überflutungen haben gewaltige Schäden hinterlassen. Fast 750.000 Menschen haben keinen Zugang mehr zu einer sicheren und angemessenen Unterkunft. Darüber hinaus sind weite Teile der landwirtschaftlichen Nutzfläche überflutet worden, so dass die Ernten vernichtet wurden und die Lebensmittelversorgung gefährdet ist. Rund ein Drittel des Landes steht unter Wasser. Eine Krise unvorstellbaren Ausmaßes wurde dadurch ausgelöst, denn auch die Infrastruktur wurde entsprechend in Mitleidenschaft gezogen, so dass es zu erheblichen Behinderungen der Rettungs- und Hilfsmaßnahmen kommt.

Am meisten betroffen sind – man möchte sagen, wie gewohnt – Menschen, die von Armut betroffen sind, denn sie leben häufig in unzureichenden und minderwertigen Unterkünften an Flussufern, in niedrig gelegenen Gebieten und Zonen, die aufgrund fehlender Infrastruktur, schwer zu erreichen sind.

Außerdem sind Frauen besonders betroffen. So befinden sich rd. 650.000 schwangere Frauen in überschwemmten Gebieten. Bei vielen steht die Geburt unmittelbar bevor. Es ist aber für sie sehr schwierig eine adäquate Betreuung zu finden, da in der Provinz Sindh. mehr als 1.000 Gesundheitseinrichtungen teilweise oder vollständig beschädigt wurden. Darüber hinaus steigt das Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und Kinder mit dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung und des Ausfalls gesellschaftlicher Schutzmechanismen, verschärft.

Die Überschwemmungen sind ein deutliches Zeichen für die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise. Dabei trägt Pakistan nur 0,4% zu den weltweiten Emissionen bei. Die eigentliche Verantwortung ist den reichsten Ländern der Welt anzulasten. Obwohl diese die höchsten Schadstoffemissionen aufzuweisen haben, treffen die Folgen des Klimawandels die ärmsten Länder am härtesten. Monetär bemessen schlagen sich die Überschwemmungen und die daraus resultierenden Folgen mit zehn Milliarden US-Dollar zu Buche.

Deshalb ergehen auch allerorts die Aufforderungen zu spenden, ohne zu sehen, dass es nicht peinlicher geht. In den reichen Ländern, die diese Katastrophen zu verantworten haben, werden angeblich großzügig ein paar Euro respektive Dollar abgegeben, um den ach so armen Ländern zu helfen. Imperialistischer und paternalistischer könnte ein Denken nicht sein, das sich für ach so großzügig hält, weil es ja die armen Leutchen unterstützt. Dabei hätten die Menschen in Pakistan (und nicht nur in Pakistan, denn der Klimawandel bringt auch andere arme Länder an den Rand der Erträglichkeit) ein Recht darauf, dass die von uns angerichteten Schäden auch von uns beglichen werden. Nicht als Spende, sondern als Geld, auf das sie Anspruch haben.

Noch perfider treibt es die heimische Textilindustrie, die in einer ihrer Magazine, sich zwar noch dazu durchringt, zu sagen, dass es sich um eine humanitäre Katastrophe handelt, allerdings nur in einem kleinen Nebensatz, denn das Hauptaugenmerk liegt auf der Angst, dass die Baumwollpreise steigen könnten. Solch eine Perfidität kann man sich nicht ausdenken. Einerseits wird durch unseren überbordenden Bedarf an Textilien die Landwirtschaft in Pakistan (und nicht nur dort) durch die Baumwoll-Monokulturen ruiniert und andererseits durch eben jenen angeblichen Bedarf der Klimawandel zur Befriedigung unserer Bedürfnisse weiter angeheizt, damit letztendlich noch mehr Tonnen an nicht mehr gebrauchten Textilien in der chilenischen Wüste landen. Das schlimmste daran ist allerdings, dass diese Verantwortungslosigkeit nicht im mindesten wahrgenommen wird. Deshalb scheint auch kein Handlungsbedarf zu bestehen. Außer über die eventuellen Preissteigerungen zu jammern – und weil wir doch so ein gutes Herz haben, können wir für die armen Leutchen ja immer noch spenden.

Buchempfehlungen zu Veganismus & Tiere:

Vegan ist Körperverletzung & Die Zukunft ist vegan hier ansehen

Tiergeschichten hier ansehen

Niemand weiß, wohin es ihn trägt hier ansehen

Leben & leben lassen. Geschichten zu Veganismus und Aktivismus

***

Schreiben Sie einen Kommentar

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Wechseln )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Wechseln )

Verbinde mit %s