Es ist wieder so weit. Dem VGT werden Aufnahmen aus einem Schlachthof anonym zur Verfügung gestellt, auf denen erkennbar wird, mit welcher Brutalität und Verachtung Menschen fühlende, leidende Geschöpfe behandeln. In dem Fall geht es um Hühner, aber letztlich ist es wohl egal, welche Spezies es betrifft oder aus welchem Schlachthof die Aufnahmen stammen, in allen werden unsere Mitgeschöpfe grausamst behandelt. Ab und an nehmen sich Menschen ein Herz und wollen, dass solche Aufnahmen an die Öffentlichkeit gelangen. Die Folgen sind so banal wie vorhersehbar.
Die Medien greifen die Aufdeckung auf und verbreiten sie unter ihrer Leserschaft, was natürlich eine ganz wichtige Sache ist, denn es scheint nur zu existieren, was über die Medien verbreitet wird. Die Menschen sind entsetzt. „Wenn sie das gewusst hätten“, ja, was dann? Oder „Das muss sofort aufhören!“ bzw. „Wo sind die Kontrollen?“, wird gerufen. Die Verantwortlichen sollen zur Rechenschaft gezogen werden und die Konsument*innen werden getäuscht. Daraufhin verspricht die AMA, deren Siegel (von Güte kann wohl kaum die Rede sein) dieser Betrieb trägt, beteuert händeringend, dass das alles wohl nur Ausnahmen sind und eigentlich sonst alles gesetzeskonform abläuft und sie gelobt, mehr Kontrollen durchzuführen. Die Betreiber*innen des Schlachthofes reagierten ebenso prompt und wenig überraschend, einerseits mit der Drohung den VGT zu verklagen, wegen dem wirtschaftlichen Schaden, den es verursacht, wenn die Wahrheit an die Öffentlichkeit kommt, und andererseits mit der Ankündigung, die entsprechenden Mitarbeiter*innen zur Verantwortung zu ziehen. Aber was wird letztlich passieren?
Die Konsument*innen werden weiterhin das Hühnerfleisch essen, weil man so gut ist im Verdrängen. Die AMA und Konsort*innen werden auf ihre Ankündigungen vergessen, weil eh keiner schaut, ob die Kontrollen durchgeführt werden. Und die Betreiber*innen des Schlachthofes werden weitermachen, als wäre nichts gewesen, genauso wie vorher. Vielleicht werden sie die Sicherheitsvorkehrungen verstärken, damit nichts mehr an die Öffentlichkeit gelangen kann. Und die Medien? Die wenden sich sofort anderen Themen zu, die eben gerade aktuell sind.
Doch ganz gleich was angekündigt wird, es ist völlig egal. Denn diese Szenen spielen sich ständig in allen Schlachthöfen ab, mal mehr mal weniger, aber auf jeden Fall immer brutal. Da helfen weder Kontrollen, noch guter Wille, denn dass dies geschieht, liegt im System begründet. Sobald ein Lebewesen als etwas gesehen wird, womit man Geld verdient, wird es entsprechend behandelt. Das beginnt bei der Zucht, damit die Produktionsmittel so schnell wie möglich wachsen, mit dem geringst möglichen Futtereinsatz bzw. so viel von den Produkten erzeugen, die man benötigt. Darin wird dem klassischen Effizienzkriterium aus der Produktion Genüge getan, mit dem geringstmöglichen Einsatz den höchstmöglichen Ertrag zu erzielen. Das gilt für Schuhe genauso. Doch den Schuhen ist es egal. Den Lebewesen nicht. Das bedeutet, dass sowohl die Landwirt*innen als auch die Schlachthofbetreiber*innen unter einem enormen wirtschaftlichen Druck stehen. Nicht, dass das Schweinchen im Stall hinkt oder einen Nabeldurchbruch hat, stört die Besitzer*innen, sondern wenn sie mehr Futter investieren müssen. Alle, die die Tortur durchhalten, kommen zum Schlachten. Die anderen auf den Müll. Im Schlachthof geschieht das Töten im Akkord. In obigem Schlachthof werden 70.000 Tiere jeden Tag hingerichtet. Das ist Morden im Sekundentakt. Da kann sich niemand über das Wohl der Tiere Gedanken machen. Das ist völlig irrelevant. Zusammengepfercht in Transportboxen werden sie angeliefert und ausgeleert wie Müll. Die Menschen haben die Vorgabe, ihr Plansoll zu erfüllen. Das ist alles was zählt. Der Rest ist egal.
Die einzige wirkliche Abhilfe wäre ein Ausstieg aus dem System, einem System, in dem jegliches Mitgefühl, jede Menschlichkeit dem Profit und dem Genuss geopfert wurde. Kein Aufschrei, auch wenn er ausnahmsweise nicht halbherzig ist, keine Kontrolle kann an den grundsätzlichen Vorgaben so schnell wie möglich, so viel wie möglich zu produzieren mit den geringst möglichen Kosten, etwas ändern. Wer es tatsächlich ernst damit meint, dass es den Tieren gut gehen soll, kann nur einen Weg gehen, den, diese Produkte nicht mehr zu konsumieren. Sobald man erkennt, dass es sich um fühlende Lebewesen handelt, kann man sie nicht mehr als Produkte sehen und sie auch nicht mehr als solche behandeln. Nur eine Gesellschaft, in der Lebewesen das dürfen, was ihnen zusteht, nämlich frei und unbeschadet zu leben, kann dafür garantieren, dass es dieses Leid nicht mehr gibt. So lange wir im System der Tierausnutzung verbleiben, wird alles so bleiben wie es uns drastisch bei dieser Aufdeckung vor Augen geführt wurde, immer und überall.
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