Tierausnutzung ist im Kapitalismus systemimmanent

25% der Schweine, die auf Vollspaltenboden dahinvegetieren – und das sind in Österreich immer noch der Großteil, nach dem Willen der Politik bis 2040 -, sterben, bevor sie die Schlachtreife erreichen. Das bedeutet, dass sie zunächst neben der Mama, die im Kastenstand liegt, schauen müssen, wie sie zu Futter kommen. Einige sterben bereits hier, weil sie zu schwach sind und nicht an die Brüste herankommen. Die ersten, die im Müll landen. Dann werden die männlichen Babies kastriert, immer noch ohne Betäubung. Auch daran sterben einige. Dann übersiedeln sie, nachdem sie abgestillt sind, in einen Kobel und müssen dort die nächsten Monate ausharren, bis sie endlich das Tageslicht sehen, an dem Tag, an dem sie auf den Transporter geladen und auf den Schlachthof gebracht werden. Da sind sie gerade mal sechs Monate alt. Jedes vierte davon muss wochenlang Schmerzen, Raumnot, stickige Luft ertragen, für die Mülltonne. Bei Hühnern und Rindern ist die Situation nicht besser. Doch was hat das nun mit Kapitalismus zu tun?

Der Kapitalismus ist eine sehr einfache Ideologie, so einfach, dass sie selbst der letzte Idiot begreift. Einer der Grundsätze lautet, es muss produziert werden, damit die Menschen Geld verdienen, um die produzierten Güter konsumieren zu können. Dies muss so effizient wie möglich geschehen. Effizienz bedeutet, höchstmöglicher Produktionserfolg bei geringstmöglichem Einsatz von Mitteln. Egal ob es Schuhe oder Schweinefleisch ist, immer wird abgeknabbert. Bei den Schuhen, so wenig wie möglich Stoffe zu verwenden und so schnell wie möglich zu produzieren. Umso schneller produziert wird, desto geringer sind die Lohnkosten, die auf das einzelne Paar Schuhe entfallen. Kann dann noch ein überteuerter Preis verlangt werden, wird die Spanne zwischen Einsatz und Ertrag größer, so dass der Mehrwert, den der Unternehmer lukriert, größer wird. Genau so ist die Vorgabe auch bei Schweinen. Je enger die Tiere gehalten werden, desto weniger Platz brauchen sie und desto weniger Futter, denn je weniger sich ein Lebewesen bewegt, desto besser schlägt das Futter an, was man bei Menschen auch beobachten kann. Das Ziel ist, dieses Tier, das aus der Sicht des Unternehmers nichts anderes ist als ein Paar Schuhe, in die ich zunächst Ressourcen investieren muss, rechnet sich Futterbedarf aus und die sonstigen Haltungskosten, wie Medikamente, Wasser und Strom für die Lüftung und sonstige Automatisierung. Je schneller nun dieses Schwein die 110 kg Schlachtgewicht erreicht, desto kürzer ist die Periode, in der dieses gefüttert, getränkt, mit Medikamenten und Frischluft versorgt werden muss. Bleibt der Ausschuss, der durch die schlechten Haltungsbedingungen entsteht. Bis zu einem gewissen Grad rechnet sich dieser Ausschuss, denn selbst wenn in diese schon Futter etc. investiert wurde, so ist das so weit lukrativ, so lange der Ausfall in einer Größenordnung ist, der geringer ist, als zusätzliche Investitionen in bessere Haltungsbedingungen. Der liegt offenbar bei besagten 25%. Ist er höher, so sterben zu viele, bevor sie verkauft werden können und die Investition in bessere Bedingungen zahlt sich aus. Ist der Ausfall geringer, geht es ihnen offenbar zu gut, d.h. es können ruhig noch ein paar mehr hineingestopft werden, damit der Output optimal ist. Wenn nun von dem Landwirt verlangt wird, so zu tun, als würden sie irgendein Gefühl für ihre Tiere haben, so ist das genauso verfehlt, wie wenn ich fordern würde, ein Unternehmer müsse die Schuhe, die er produziert gut behandeln, zumindest im Geist des Kapitalismus, dem Schwein wie Schuh ist, im Sinne einer Möglichkeit Erträge zu lukrieren. Und so wie die Mode ständig wechselt, um die Nachfrage auf einem möglichst hohen Niveau zu halten, wird der Gesellschaft immer noch erfolgreich eingeredet, Schweine essen ist natürlich, normal und notwendig. Notwendig allerdings nur aus der Sicht des Produzenten. Natürlich für die Investoren. Und normal für die Lobby. Klingt zynisch? Ist es nicht, wenn man in dieser Logik gefangen bleibt. Erkennt man allerdings an, dass ein Schwein mehr ist, als ein Schuh, ihm sogar ein Lebensrecht einräumt, wie auch immer man das definiert, ist man im Grunde aus dem Kapitalismus ausgestiegen und zu etwas übergewechselt, das Menschlichkeit sein kann.

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