Die (2)

Involuntarily I asked myself whether you were in pain, whether dying hurts, or whether it is simply as if life were pouring out, very gently, so that you became tired, closed your eyelids, and at some point, they no longer closed open. But it seemed like you weren’t in pain because you lay with your head in my lap, peaceful and calm. A few more times you lifted your heavy eyelids and looked at me as if you wanted to make sure that I was still there, there with you, not just physically present, because you felt that, but actually present and with you. And me was there. Just like I promised you the day you came to us, that I would never leave you alone, no matter what happened, until the last moment. I automatically thought of what it would be like to die myself. If you just fall asleep and don’t wake up, what should it affect me. Probably not me, but the people who care about me. For them it is also important to accept life, not only, but also. My own death probably affects me less, yours much more. I can’t console myself that there’s life after death or a resurrection or anything because I don’t believe in it. After all, aren’t all these notions too tempting to distract us from what we’re supposed to be doing, which is to live.

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Sterben (2)

Unwillkürlich drängte sich mir die Frage auf, ob Du Schmerzen hättest, ob das Sterben denn weh täte oder ob es einfach ist, als würde das Leben herausströmen, ganz sacht, so dass Du müde wurdest, die Lider schlosst, um sie irgendwann nicht mehr zu öffnen. Aber es wirkte, als hättest Du keine Schmerzen, denn Du lagst, den Kopf in meinem Schoß gebettet, friedlich und ruhig. Ein paar Mal noch hobst Du die schweren Lider und sahst mich an, als wolltest Du Dich vergewissern, dass ich noch da wäre, da bei Dir, nicht nur körperlich anwesend, denn das spürtest Du ja, sondern tatsächlich präsent und mit Dir. Und ich war da. So wie ich es Dir versprochen hatte, an dem Tag, an dem Du zu uns kamst, Dich niemals allein zu lassen, ganz gleich was passierte, bis zum letzten Moment. Automatisch dachte ich daran, wie es wohl ist, selbst zu sterben. Wenn man einfach einschläft und nicht mehr aufwacht, was sollte es mich tangieren. Mich wohl nicht, aber die Menschen, denen ich etwas bedeute. Für sie gilt es auch das Leben anzunehmen, nicht nur, aber auch. Mein eigener Tod berührt mich wohl weniger, viel mehr der Deine. Ich kann mich nicht damit trösten, dass es ein Leben nach dem Tod gibt oder eine Auferstehung oder sonst irgendetwas, weil ich nicht daran glaube. Denn sind all diese Vorstellungen nicht allzu verführerisch uns von dem abzulenken, was wir eigentlich tun sollten, nämlich zu leben.

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Die (1)

It’s only been a short time. I will never forget those hours when I sat with you, on the mattress on the floor that you always loved to lie on, sat there with your head in my lap. Late afternoon fading into twilight and finally into night. Time had lost its supremacy, the power to drive me into action, for we both knew that it would not be long before you would fall asleep, forever. Although knowing is probably saying too much, because how can you know when the time has come? Where does dying begin that ends with death? It was a hunch, nothing more. It was likely, because you had reached an age that had already exceeded the statistically measured, average life expectancy. However, what do statistics say? And yet it felt like a farewell, one that would never be seen again. The balcony door was open. It was a warm day and children’s laughter sounded to us from the neighboring garden, happy, carefree children’s laughter, while I stroked you, not reflexively, but quite consciously, because I didn’t know how much longer I could do this, feel your body heat, towards you signal that I am with you until the last moment.

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Sterben (1)

Kurze Zeit ist es erst her. Ich werde diese Stunden nie vergessen, in denen ich mit Dir saß, auf der Matratze am Boden, auf der Du immer so gerne lagst, saß da, Deinen Kopf in meinen Schoß gebettet. Spätnachmittag, der in die Dämmerung überging und schließlich in die Nacht. Die Zeit hatte ihre Vorherrschaft verloren, die Macht mich anzutreiben und zur Tat zu schicken, denn wir wussten beide, dass es nun nicht mehr lange dauern würde, bis Du einschlafen würdest, für immer. Wobei wissen wohl zu viel gesagt ist, denn wie kann man wissen, wann es so weit ist? Wo beginnt das Sterben, das vom Tod abgeschlossen wird? Es war eine Ahnung, nichts weiter. Es war wohl wahrscheinlich, denn Du hattest ein Alter erreicht, das die statistisch gemessene, durchschnittliche Lebenserwartung bereits überschritten hatte. Dennoch, was sagt schon Statistik? Und dennoch fühlte es sich nach Abschied an, nach einem, dem kein Wiedersehen folgt. Die Balkontüre stand offen. Es war ein warmer Tag und aus dem Nachbargarten klang Kinderlachen zu uns, fröhliches, unbeschwertes Kinderlachen, während ich Dich streichelte, nicht reflexartig, sondern ganz bewusst, denn ich wusste nicht, wie lange ich das noch tun könnte, Deine Körperwärme spüren, Dir zu signalisieren, ich bin bei Dir, bis zum letzten Moment.

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Suffering is inherent in the System

It’s that time again. The VGT is anonymously provided with recordings from a slaughterhouse, which shows the brutality and contempt with which people treat feeling, suffering creatures. This case is about chickens, but in the end, it probably doesn’t matter which species it’s about or which slaughterhouse the pictures come from, in all of them our fellow creatures are treated cruelly. Now and then people take heart and want such recordings to reach the public. The consequences are as banal as they are predictable.

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Leid ist systemimmanent

Es ist wieder so weit. Dem VGT werden Aufnahmen aus einem Schlachthof anonym zur Verfügung gestellt, auf denen erkennbar wird, mit welcher Brutalität und Verachtung Menschen fühlende, leidende Geschöpfe behandeln. In dem Fall geht es um Hühner, aber letztlich ist es wohl egal, welche Spezies es betrifft oder aus welchem Schlachthof die Aufnahmen stammen, in allen werden unsere Mitgeschöpfe grausamst behandelt. Ab und an nehmen sich Menschen ein Herz und wollen, dass solche Aufnahmen an die Öffentlichkeit gelangen. Die Folgen sind so banal wie vorhersehbar.

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Leben & leben lassen

„Leben und leben lassen ist meine Devise“,
sagst Du zu mir,
und ich sehe Dich an,
weil ich mich frage,
wie ich es Dir verdeutlichen soll,
dass ich Deiner Meinung bin,
aber doch etwas anderes meine,
als Du intendierst.

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Empathy forbidden (2)

Anna stormed into the kitchen where her father was sitting eating a snack. “Where did Mathilde & Max end up? What is the strange horse doing in her box?” Anna asked flatly. „The horse is there, the owner pays a lot of stable fees and I had to give them both away,“ the father replied unperturbed. “But those were my animals!!! You can’t just give them away,“ Anna insisted. „Do you have that in writing?“ the man asked calmly. Anna let herself fall weakly into a chair. Was that meant seriously now? She got dizzy. „I bought the animals from you and was sure that I can trust you,“ she said flatly, whereupon the father just shrugged his shoulders as if it were none of his business, as if he had nothing to do with it, so that Anna got angry. Adrenalin flooded through her and gave her new strength. „Where have they gone? Who did you sell them to, Judas?” she demanded. „On the way to the slaughterhouse,“ admitted the father. „Maybe I can still save them,“ thought Anna, jumped up, ran into the yard and sped away in her father’s van, „At least I have to try.“ Behind her she heard her father’s angry voice, but it was her doesn’t matter. He had betrayed her, but she would not let herself cry. There was no time for that now.

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Empathie verboten (2)

Anna stürmte in die Küche, in der ihr Vater saß und jausnete. „Wo sind Mathilde & Max hingekommen? Was macht das fremde Pferd in ihrer Box?“, fragte Anna rundheraus. „Das Pferd steht dort, die Besitzerin zahlt eine Menge Stallgebühren und da musste ich die beiden weggeben“, antwortete der Vater ungerührt. „Aber das waren meine Tiere!!! Die kannst Du nicht einfach hergeben“, beharrte Anna. „Hast Du das schriftlich?“, fragte der Mann ruhig. Anna ließ sich kraftlos auf einen Stuhl fallen. War das jetzt ernstgemeint? Ihr wurde schwindlig. „Ich habe Dir die Tiere abgekauft und meinte, dass ich Dir vertrauen kann“, sagte sie tonlos, worauf der Vater nur mit den Schultern zuckte, als ginge es ihn nichts an, als hätte er damit nichts zu tun, so dass Anna wütend wurde. Adrenalin durchflutete sie und gab ihr neue Kraft. „Wo sind sie hin? An wen hast Du sie verscherbelt, Judas?“, forderte sie zu wissen. „Auf dem Weg zum Schlachthof“, gab der Vater zu. „Vielleicht kann ich sie noch retten“, dachte Anna, sprang auf, lief auf den Hof und brauste mit dem Transporter ihres Vaters davon, „Zumindest muss ich es probieren.“ Hinter ihr hörte sie die erboste Stimme ihres Vaters, doch es war ihr egal. Er hatte sie verraten, doch sie ließ es nicht zu, zu weinen. Dafür war jetzt keine Zeit.

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