Unwillkürlich drängte sich mir die Frage auf, ob Du Schmerzen hättest, ob das Sterben denn weh täte oder ob es einfach ist, als würde das Leben herausströmen, ganz sacht, so dass Du müde wurdest, die Lider schlosst, um sie irgendwann nicht mehr zu öffnen. Aber es wirkte, als hättest Du keine Schmerzen, denn Du lagst, den Kopf in meinem Schoß gebettet, friedlich und ruhig. Ein paar Mal noch hobst Du die schweren Lider und sahst mich an, als wolltest Du Dich vergewissern, dass ich noch da wäre, da bei Dir, nicht nur körperlich anwesend, denn das spürtest Du ja, sondern tatsächlich präsent und mit Dir. Und ich war da. So wie ich es Dir versprochen hatte, an dem Tag, an dem Du zu uns kamst, Dich niemals allein zu lassen, ganz gleich was passierte, bis zum letzten Moment. Automatisch dachte ich daran, wie es wohl ist, selbst zu sterben. Wenn man einfach einschläft und nicht mehr aufwacht, was sollte es mich tangieren. Mich wohl nicht, aber die Menschen, denen ich etwas bedeute. Für sie gilt es auch das Leben anzunehmen, nicht nur, aber auch. Mein eigener Tod berührt mich wohl weniger, viel mehr der Deine. Ich kann mich nicht damit trösten, dass es ein Leben nach dem Tod gibt oder eine Auferstehung oder sonst irgendetwas, weil ich nicht daran glaube. Denn sind all diese Vorstellungen nicht allzu verführerisch uns von dem abzulenken, was wir eigentlich tun sollten, nämlich zu leben.
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