Unverhofft vegan (1)

Detlev fühlte sich beschwingt und lebensfroh, als er an diesem Morgen um 6.00 Uhr zu seiner üblichen Laufrunde startete. Um die Zeit war es noch sehr ruhig in dem kleinen Wäldchen, das nahe seiner Wohnung lag. Es tat gut, für sich allein und dennoch draußen zu sein. Doch es war nicht die Morgenfrische alleine, die ihn in eine solche Hochstimmung versetzte, sondern er hoffte das Mädchen mit den roten Kringellocken und dem großen braunen Hund wiederzusehen, die auch regelmäßig hier liefen. Montags, mittwochs und freitags, wie er festgestellt hatte. Und tatsächlich kamen sie, nachdem er die erste Biegung genommen hatte und die einzige etwas längere Gerade vor sich sah, in sein Blickfeld. Zügig, aber ohne Hast bewältigten die beiden, einträchtig nebeneinander, die Strecke, wobei der Hund mit seinen langen Beinen gerade mal einen leichten Trab benötigte, um mit seinem Frauchen Schritt zu halten.

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Vegan heißt Ja zum Leben sagen (4)

Liv begnügte sich also mit den Beilagen. Verstohlen sah sie zu den Tellern der anderen, die unverdrossen aßen. Zugegebenermaßen so, wie es Liv am Tag zuvor auch noch getan hatte, doch wenn sie nun das Fleisch sah, so verwandelte es sich vor ihren Augen in ein Lebewesen, das nicht sterben wollte, hörte die Schreie des Schmerzes und der Verlassenheit, der Angst und des Terrors, sah die schreckgeweiteten Augen vor sich. Lebenslänglich eingesperrt, völlig unschuldig. Und vor allem, warum sahen es die anderen nicht? War sie die einzige, die sehen konnte? Es war ihr, als wäre sie die einzige, die erwacht war und alle anderen schliefen weiter, einen Schlaf, in dem das Leid und das Elend und der Terror ignoriert werden und das sie Leben nennen.

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