Lina & die Esel

Lina wuchs in einer Familie auf, in der jede mit den Händen arbeitete. Sie hatten eine kleine Landwirtschaft, mit Gemüse, Obst und Kartoffeln. Die Mutter legte, kochte ein und verkaufte diese Dinge am Markt. Der Vater war Tischler und Drechsler. Es gab immer etwas zu reparieren. Nein, reich wurde man nicht davon, aber es war genug, um ein bescheidenes Leben zu führen. Tiere gab es keine auf dem kleinen Hof, außer einer Eselstute, mit der Linas Mutter die selbstgemachten Lebensmittel auf den Markt gebracht hatte, früher. Jetzt durfte sie ihr Gnadenbrot fressen. Sie sollte nicht alleine sein, die kleine Tapsi. Deshalb brachte Lina sie eines Tages zum Nachbaresel, so dass sie schwanger wurde und einige Monate später ein kleines Mädchen gebar. Lina nannte sie Stupsi. Von Anfang an war Stupsi sonderbar, verschreckt, in sich gekehrt und ängstlich. So wie Lina, die als Kind zwar angefangen hatte zu sprechen, es aber bald wieder aufgegeben hatte. Seitdem war sie stumm und in sich gekehrt.

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Die Kuh-Couch

Als Du mich fragtest, ob ich auf einer Kuh sitzen wolle, da dachte ich natürlich an eine, die auf der Weide herumtrabt, Gras frisst und sich dazwischen niederlegt, um wiederzukäuen. Deshalb meinte ich, wenn es der Kuh recht ist und ich nicht das Gefühl hätte, sie zu belästigen, dann würde ich das schon gerne mal ausprobieren. Du zeigtest Dich überzeugt, dass die Kuh nichts dagegen habe, denn sie sei es gewohnt und habe sich bis jetzt noch nicht dagegen gewehrt. Misstrauisch wurde ich erst, als Du mich in Dein Haus führtest, anstatt hinter dasselbe auf eine Weide. Was sollte denn eine Kuh im Haus verloren haben? Ist nicht ein Haus, das eingerichtet ist, dass es die menschlichen Bedürfnisse befriedigt, für eine Kuh ganz und gar ungeeignet? Das wollte ich fragen, doch ich kam nicht dazu, denn Du führtest mich direkt ins Wohnzimmer.

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Leben & leben lassen

„Leben und leben lassen ist meine Devise“,
sagst Du zu mir,
und ich sehe Dich an,
weil ich mich frage,
wie ich es Dir verdeutlichen soll,
dass ich Deiner Meinung bin,
aber doch etwas anderes meine,
als Du intendierst.

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Unverhofft

Ariman, der 14jährige Sohn einer kurdischen Familie, die im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses wohnte, kurvte wie gewohnt mit seinem Trialrad herum. Seltsam war nur, dass Martha Gruber, die alte, verbitterte Dame aus dem ersten Stock, ihr Missfallen noch nicht zum Ausdruck gebracht hatte. Bis jetzt hatte sie noch keinen Tag verstreichen lassen, ohne von jeder sich ihr bietenden Gelegenheit Gebrauch zu machen. Schließlich hat sie an allem etwas auszusetzen. „Fahr nicht so schnell“ oder „Wehe, wenn Du mal wo anfährst“ oder „Mach nicht ständig so einen Krach“, waren einige der verbalen Attacken gegen den Jungen. „Denk dran, dass sie erst vor einem Jahr ihren Mann verloren hat“, erinnerte Liloz, Arimans Mutter, ihn jedes Mal, wenn er traurig über solche Attacken, nach Hause kam, „Jetzt ist sie ganz alleine und bald ist Weihnachten.“ Sie hatte ja recht, musste Ariman zugeben. Er hatte seine Familie, Mama, Papa und zwei Schwestern, nur die alte Frau hatte niemanden. Nun, ganz stimmte das nicht. Da war noch Cora, ihre auch schon betagte Golden Retriever Hündin, mit der Martha Gruber jeden Tag zwei Mal spazieren ging, immer zur selben Zeit, immer dieselbe Strecke.

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Eselige Rettung

„Der Junge ist verstockt und hört nie zu“, meinte der Vater.
„Ach was, er träumt nur“, sagte die Mutter.
„Aber deshalb kann er doch hören, was man zu ihm sagt“, entgegnete der Vater verärgert.
„Er ist in seiner eigenen Welt. Da dringen die Worte schlecht hin“, versuchte die Mutter zu beschwichtigen.
„Das geht nochmals schlecht aus“, murrte der Vater noch nach, doch die Beschwichtigung hatte ihre Wirkung gezeigt.
Florian hatte tatsächlich nichts von der Unterhaltung mitbekommen, obwohl er am selben Tisch saß, doch der Fünfjährige war in sein Lieblingsbilderbuch, das über die Esel, vertieft und da erreichte ihn niemand. Es störte ihn auch niemand. Bis er sich etwas fühlte. Es war die warme, weiche Hand seiner Mutter, die ihm sanft über die Wange strich. Endlich kehrte er zurück und sah sie mit großen Augen an.

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Tiere befreien – Aktivist*innen entkriminalisieren

Vier junge, ambitionierte Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, nicht nur das Leid, das an jedem Ort zu jeder Zeit unseren nicht-menschlichen Mitgeschöpfen angetan wird, nicht zu ignorieren, sondern es darüber hinaus zu dokumentieren und an die Öffentlichkeit zu bringen. Was sie enthüllten, war so erschreckend wie ernüchternd zugleich. Tatort war die Excelsior Hog Farm in Abbotsford BC, Kanada, aber es hätte jeder x-beliebige andere Schweinestall in der sog. Nutztierindustrie sein können, wobei Kanada grundsätzlich als ziemlich fortgeschritten gilt. Was diese Aufnahmen zeigten war nicht nur, dass diese Tiere, gemartert in Kastenständen, wenn sie Junge hatten und dann weiters auf Vollspaltenböden, mit den bekannten Blessuren, Schnittwunden und Wucherungen. Daran haben wir uns in Österreich schon beinahe gewöhnt, nach über drei Jahren Kampagnenarbeit des VGT gegen Vollspaltenböden. Darüber hinaus sah man Tiere, die nicht einmal mehr gehen, nicht aufstehen konnten, so dass sie langsam starben, während die noch lebenden, bewegungsfähigen Artgenoss*innen die bereits toten, die einfach zwischen ihnen liegengelassen wurden, aufaßen. Sie verrotteten im Stall. Manche wurden in die Mülleimer geworfen. All das ist für diejenigen, die sich mit der Materie bereits auseinandergesetzt haben, nichts Neues. Trotzdem geht es noch schlimmer.

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Artgerecht ist nur die Freiheit

Es gibt kein Lebewesen, das sich in Gefangenschaft oder Unterdrückung gut entwickeln kann. Deshalb ist das Endziel die Befreiung aller Lebewesen aus der Herrschaft. Allerdings kann das nicht von heute auf morgen geschehen, da die meisten unserer mitlebenden nicht-menschlichen Tiere derart degeneriert sind, dass sie die Freiheit nicht überleben. Deshalb ist es notwendig, all jene Lebewesen nicht mehr weiter zu züchten, die auf den Menschan angewiesen sind, also letztlich nicht artgerecht sind.

Hier kannst Du die Episode „Artgerecht ist nur die Freiheit“ hören.

Ihr habt mir mein Kind gestohlen

In dieser Episode möchte ich Euch einen Perspektivenwechsel anbieten, indem drei Mütter erzählen, wie es ihnen ergeht, wenn ihnen mit aller Selbstverständlichkeit die Babies weggenommen werden. Ein bisschen was zum Nachdenken, gerade angesichts des Muttertags – und hoffentlich auch eine Anregung Veränderungen voranzubringen, denn egal welche Spezies, Mütter lieben ihre Kinder und niemand hat das Recht, sie zu trennen.

Hier kannst Du die Episode „Ihr habt mir mein Kind gestohlen“ hören.

Tiere retten ist nicht genug (3)

Tatjana stand da und wusste nicht, was sie sagen sollte. Am liebsten hätte sie Balduin geschnappt und wäre mit ihm davongelaufen, aber dann warf sie einen Blick auf den Kleinen und war überzeugt, dass trotz aller Ablehnung, die ihr entgegenschlug, hier ein Platz für ihn wäre, an dem er ungezwungen und glücklich leben könnte.
„Weil er sonst nirgends hin kann und wenn ich mir Ihre Tiere ansehe, dann bin ich mir sicher, dass Sie niemanden auf die Straße setzen“, sagte Tatjana und versuchte ihre Stimme so selbstsicher wie möglich klingen zu lassen.
„Und was meinst Du, wer die Kosten übernimmt. Du?“, fragte die Frau weiter.
„Das kann ich nicht, aber ich könnte helfen. Sie brauchen sicher jemanden, der ausmistet oder die Tiere füttert“, meinte Tatjana, nun doch sicherer werdend, denn warum sollte die Besitzerin des Gehöfts weiterfragen, wenn sie nicht zumindest in Erwägung zog, dass sie Balduin aufnähme?

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Ich fresse also bin ich

Kundgebungen, egal zu welchem Thema, sei es die Fleisch-, Milch-, Eier-, Pelz- oder sonst eine ausbeutende Industrie, haben den großen Vorteil, dass man mit Menschen ins Gespräch kommt. Das ist deshalb wichtig, weil man dann besser einschätzten kann, wie Menschen denken und agieren, die sich nicht aktiv für die Rechte der Tiere engagieren. Darüber hinaus ergibt sich dadurch auch die Möglichkeit, Wissenslücken aufzufüllen, die immer noch bestehen. Ein Klassiker ist nach wie vor, dass viele Menschen nicht wissen, dass eine Kuh ein Kalb bekommen muss, damit sie Milch gibt. Nach wie vor sind 35% der Bürger*innen der sog. zivilisierten Länder überzeugt, eine Milchkuh ist eine Milchkuh, weil sie als solche auf die Welt kommt. Ebenfalls interessant ist es zu erfahren, welche Schlüsse die Menschen aus den neugewonnenen Informationen für sich und ihr Leben ziehen. Es ist kein Geheimnis, dass das Ziel unserer Aufklärungsarbeit darin besteht, dass immer weniger Menschen Tierleid unterstützen, sprich ihren Lebenswandel ändern. Nicht von außen verordnet, sondern als Ergebnis rationaler und vernünftiger Überlegung, die sich aus der Faktenlage ergibt. So weit die Theorie. Wie weit die Praxis davon entfernt ist, möchte ich an nachfolgendem Gespräch illustrieren, das so und nicht anders bei einer Kundgebung zum Thema Leiden der Schweine stattfand.

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