Leid ist systemimmanent

Es ist wieder so weit. Dem VGT werden Aufnahmen aus einem Schlachthof anonym zur Verfügung gestellt, auf denen erkennbar wird, mit welcher Brutalität und Verachtung Menschen fühlende, leidende Geschöpfe behandeln. In dem Fall geht es um Hühner, aber letztlich ist es wohl egal, welche Spezies es betrifft oder aus welchem Schlachthof die Aufnahmen stammen, in allen werden unsere Mitgeschöpfe grausamst behandelt. Ab und an nehmen sich Menschen ein Herz und wollen, dass solche Aufnahmen an die Öffentlichkeit gelangen. Die Folgen sind so banal wie vorhersehbar.

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Ich habe es gesehen

Lange Jahre, ja Jahrzehnte über lebte ich in seliger Unwissenheit. Natürlich hörte ich ab und an davon, dass es unseren Mitgeschöpfen in der Tierausbeutungsindustrie nicht so gut ginge. „Das wird schon nicht so schlimm sein“, brachte ich es fertig, mir einzureden. Einen erheblichen Beitrag dazu lieferte die Werbung. Da sah und sieht man glückliche Kühe, die auf der Weide herumlaufen, allerliebste Schweinchen, die im Boden wühlen oder aufgeweckte Hühner, die im Boden scharren. Irgendwie wurde auch vermittelt, dass das AMA-Gütesiegel für Tierwohl stand, auch wenn die AMA das abstreitet. Das war eine reine Ausgeburt meiner Phantasie. Schade eigentlich. Aber weil es so oft gezeigt wurde, dachte ich mir, das ist die Realität und allen geht es so wie auf den hübschen Bildchen oder in den anheimelnden Videos. Bis auf die paar Ausnahmen, die es eben auch gibt. Aber genauso, wie manche sog. Haustiere schlecht gehalten werden, so geschieht es gelegentlich bei den sog. Nutztieren. Es ist natürlich auch ein gewisser Schutzmechanismus, nicht sehen zu wollen.

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Das Leid der Kälber für die Milch

Tiere in der Tierausnutzungsindustrie haben keine Namen, sondern Nummern, Nummern in Form von gelben Ohrmarken, damit man auf Anhieb weiß, wem das Tier gehört. Damit kann man auch ersehen, aus welchem Land es stammt. Wenn nun Tiertransporter von Österreich bis Spanien verfolgt werden, Tiere auftauchen, deren Ohrmarken österreichischen Betrieben zugeordnet werden können, diese aber vehement bestreiten zu wissen, was mit den Tieren geschieht, dann handelt es sich offenbar um eine ganz besondere Form des Gedächtnisverlustes. Seit Jahrzehnten reiht sich eine Aufdeckung an die nächste, schwerwiegendste Misshandlungen werden dokumentiert, immer mit den gleichen Konsequenzen. Keine. So wie diesen Herbst.

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Alleingelassen

Timo rollte sich ganz fest zusammen, in der hintersten Ecke des Verschlages, in den man ihn gesperrt hatte. Die ersten Schneeflocken wogten sanft herab und er fror entsetzlich. Doch viel schlimmer als die Kälte war die Einsamkeit, die schreckliche Angst, nie wieder zu seiner Mama zu kommen. Dabei war er doch erst ganz kurz auf der Welt. Sollte er sich da nicht zu seiner Mama kuscheln, bei ihr trinken? Ein bisschen mehr rollte er sich ein. So weit es eben ging. Gut, sein Verschlag war dick mit Stroh ausgepolstert, aber die Kälte blieb trotzdem und gegen die Einsamkeit half auch die dickste Strohschicht nicht. Schon gar nicht gegen die Angst. Doch was war geschehen? Warum musste er da sein? Er hörte seine Mama rufen. Sie konnte gar nicht weit weg sein. Trotzdem war er da und sie dort.

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Holocaust-Vergleich?

In der Tierrechtsbewegung wird die Massenvernichtung von fühlenden Lebewesen immer wieder mit den Schrecken des Holocaust verglichen. Ich setze mich mit dem Thema in dieser Episode auseinander und werde aufzeigen, warum dieser Vergleich nicht nur unpassend, sondern völlig verfehlt ist.

Hier kannst Du die Episode „Holocaust-Vergleich“ hören.

Leid

Leid ist ein Wort, das wir in den verschiedensten Zusammenhängen bemühen. Doch was ist Leid? Was bedeutet es für die Betroffenen? Ich habe mich in dieser Episode bemüht, eine tragfähige Definition für Leid zu finden und diese auch zu erklären. Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen an hello@novels4u.com.

Hier kannst Du die Episode „Leid“ hören.

Tiere befreien – Aktivist*innen entkriminalisieren

Vier junge, ambitionierte Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, nicht nur das Leid, das an jedem Ort zu jeder Zeit unseren nicht-menschlichen Mitgeschöpfen angetan wird, nicht zu ignorieren, sondern es darüber hinaus zu dokumentieren und an die Öffentlichkeit zu bringen. Was sie enthüllten, war so erschreckend wie ernüchternd zugleich. Tatort war die Excelsior Hog Farm in Abbotsford BC, Kanada, aber es hätte jeder x-beliebige andere Schweinestall in der sog. Nutztierindustrie sein können, wobei Kanada grundsätzlich als ziemlich fortgeschritten gilt. Was diese Aufnahmen zeigten war nicht nur, dass diese Tiere, gemartert in Kastenständen, wenn sie Junge hatten und dann weiters auf Vollspaltenböden, mit den bekannten Blessuren, Schnittwunden und Wucherungen. Daran haben wir uns in Österreich schon beinahe gewöhnt, nach über drei Jahren Kampagnenarbeit des VGT gegen Vollspaltenböden. Darüber hinaus sah man Tiere, die nicht einmal mehr gehen, nicht aufstehen konnten, so dass sie langsam starben, während die noch lebenden, bewegungsfähigen Artgenoss*innen die bereits toten, die einfach zwischen ihnen liegengelassen wurden, aufaßen. Sie verrotteten im Stall. Manche wurden in die Mülleimer geworfen. All das ist für diejenigen, die sich mit der Materie bereits auseinandergesetzt haben, nichts Neues. Trotzdem geht es noch schlimmer.

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Liebe, wunderbare Mitgeschöpfe

Ich denke gerne daran zurück, an diese zwei Wochen im Mai in Irland. Wir wanderten um den Ring of Beara, über Hügel und vor allem über Wiesen, sahen viele Schafe mit ihren Babies, aber auch Kühe, ebenfalls bei ihrer Familie. Sie waren zusammen und blieben es auch. Niemand riss sie auseinander. Friedlich weideten sie, beäugten uns mit einer Mischung aus Neugier und Scheu. Sie schienen Menschen gewohnt zu sein. Aber vor allem, sie hatten ein Leben, zumindest so viel, wie es für ein sog. Nutztier in unserer Gesellschaft möglich ist. Sicher, auch sie werden geschlachtet, aber es ist die beste aller Möglichkeiten unter den gegebenen Umständen, dass wir immer noch in einer Gesellschaft leben, in der die Mehrheit meint, Fleischverzehr sei unverzichtbar. Und der Pullover aus Schafwolle.

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Böse Bilder zu zeigen ist gemein

Konzentriert blättere ich durch die Bilder der letzten Aufdeckung. Bei jeder zuvor hatte ich gedacht, schlimmer ginge es nicht mehr – und es ging noch schlimmer. Die, die ich nun vor mir hatte, waren die allerschlimmsten. Ich überlegte, welche ich auflegen, der Öffentlichkeit präsentieren soll. Was kann man den Menschen zumuten? Ich entscheide mich rigoros. Wenn es um die Realität geht, dann alles, denn es ist ihr Werk. Und wenn sie es schon nicht selber machen, dann wird es zumindest stillschweigend geduldet. Eines ist schlimmer als das andere. Zwischen schwer verletzten Schweinen liegen tote, in den verschiedensten Stadien der Verwesung. Wie lange hatte der Bauer diesen Stall nicht betreten? Natürlich, es ist möglich theoretisch diese paar Monate, die die Aufzucht dauert, kein einziges Mal nach den Tieren zu sehen. Möglich, weil Futter- und Wasserausgabe automatisiert sind. Man muss nur aufpassen, dass die Lüftung funktioniert, denn wenn diese ausfällt, krepieren alle elendiglich. Das ist nicht gut, denn dann ist das eingesetzte Kapital futsch. Ausmisten muss man auch nicht, denn die Fäkalien werden durch die Spalten geschoben. Erst am Schluss, wenn der Transporter kommt, um sie zum Schlachthof zu bringen, dann wird einmal durchgeputzt.

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Mit wem mitleiden und mit wem nicht? (2)

„Ich sage Euch, der Wolf hat in unseren Wäldern nichts verloren!“, kam nun endlich ein Einwurf vom Vater, der sein Mahl beendet und sich mit allen Anzeichen wohliger Zufriedenheit zurückgelehnt hatte. Jetzt konnte er auch wieder sprechen. „Nie zuvor gab es einen Wolf bei uns und wir brauchen ihn auch nicht. Schuld daran sind die, die meinen, wir müssten alle hereinlassen, Flüchtlinge und Wölfe. Man sieht ja was passiert. Die Flüchtlinge, das sind auch die, die die Tiere schächten, also ihnen bei lebendigem Leib ohne Betäubung den Hals aufschlitzen. Die Muslime und die Juden machen das. Da lob ich mir die gute Haltung und die humane Tötung. Man kann es drehen wie man will, die haben eben nicht unsere Zivilisation und nicht unsere Bildung.“
„Ganz genau“, gab ihm die Mutter recht, „Alle gehören erschossen.“
„Die Flüchtlinge?“, zeigte sich Katharina erstaunt, „Das ist aber jetzt schon arg.“

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