Empathie verboten (1)

Anna war noch nie bei einer Geburt dabeigewesen, obwohl sie auf einem Bauernhof großgeworden war, der Milchwirtschaft betrieb. Das bedeutete, dass die Kühe ständig Kälber zur Welt bringen mussten, um den Milchfluss am Laufen zu halten, während die damit verbundenen Babies eher als Kollateralschaden gesehen wurden. Waren es Mädchen, so hatten sie zumindest noch die Möglichkeit, in die Fußstapfen ihrer Mütter zu treten, aber Buben waren für gar nichts gut. Nicht nur, dass sie keine Milch gaben, sie brauchten auch unheimlich lange, um Fleisch anzusetzen. Deshalb wurden sie so rasch wie möglich auf den Markt gebracht. Der Ertrag war zwar mäßig, aber jeden Tag, den sie früher den Hof verließen, war ein Tag weniger, den sie durchgefüttert werden mussten. Aber ganz gleich welches Geschlecht die Kleinen hatten, sie kamen kurz nach der Geburt von der Mutter weg und in Einzelhaft in sog. Kälberiglus. Anna konnte es nicht ertragen, auch wenn sie dem nicht auskam. Schließlich schrien die Mütter nach ihren Babies, oft tagelang. Doch niemand schien das zu tangieren – außer ihr. Deshalb wollte sie so schnell wie möglich weg. „Nur noch ein paar Monate, dann habe ich die Matura und ich gehe hier weg, für immer“, dachte Anna. Doch dann lernte sie Mathilde kennen.

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Das Leid der Kälber für die Milch

Tiere in der Tierausnutzungsindustrie haben keine Namen, sondern Nummern, Nummern in Form von gelben Ohrmarken, damit man auf Anhieb weiß, wem das Tier gehört. Damit kann man auch ersehen, aus welchem Land es stammt. Wenn nun Tiertransporter von Österreich bis Spanien verfolgt werden, Tiere auftauchen, deren Ohrmarken österreichischen Betrieben zugeordnet werden können, diese aber vehement bestreiten zu wissen, was mit den Tieren geschieht, dann handelt es sich offenbar um eine ganz besondere Form des Gedächtnisverlustes. Seit Jahrzehnten reiht sich eine Aufdeckung an die nächste, schwerwiegendste Misshandlungen werden dokumentiert, immer mit den gleichen Konsequenzen. Keine. So wie diesen Herbst.

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Alleingelassen

Timo rollte sich ganz fest zusammen, in der hintersten Ecke des Verschlages, in den man ihn gesperrt hatte. Die ersten Schneeflocken wogten sanft herab und er fror entsetzlich. Doch viel schlimmer als die Kälte war die Einsamkeit, die schreckliche Angst, nie wieder zu seiner Mama zu kommen. Dabei war er doch erst ganz kurz auf der Welt. Sollte er sich da nicht zu seiner Mama kuscheln, bei ihr trinken? Ein bisschen mehr rollte er sich ein. So weit es eben ging. Gut, sein Verschlag war dick mit Stroh ausgepolstert, aber die Kälte blieb trotzdem und gegen die Einsamkeit half auch die dickste Strohschicht nicht. Schon gar nicht gegen die Angst. Doch was war geschehen? Warum musste er da sein? Er hörte seine Mama rufen. Sie konnte gar nicht weit weg sein. Trotzdem war er da und sie dort.

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Das verwaiste Kalb

Milch ist gesund und gut für Dich. Milch stärkt die Knochen und soll sogar schlau machen, wie es die NÖM-Werbung suggeriert. Seit den 60er Jahren wird uns dieses Ammenmärchen erzählt und wir glauben es. Untermalt wird das von Szenarien glücklicher Kühe auf der Weide, lustig herumspringenden Kälbchen und der ganzen bäuerlichen Idylle, die uns die Werbung so gerne suggeriert. Wenn es den Tieren eh so gut geht und dieses wunderbare, weiße Getränk so gut für uns ist, warum sollten wir es lassen? Milch ginge vielleicht noch, aber Käse, der ist so schrecklich gut. Darauf können manche nie verzichten, wie sie meinen.

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Liebe, wunderbare Mitgeschöpfe

Ich denke gerne daran zurück, an diese zwei Wochen im Mai in Irland. Wir wanderten um den Ring of Beara, über Hügel und vor allem über Wiesen, sahen viele Schafe mit ihren Babies, aber auch Kühe, ebenfalls bei ihrer Familie. Sie waren zusammen und blieben es auch. Niemand riss sie auseinander. Friedlich weideten sie, beäugten uns mit einer Mischung aus Neugier und Scheu. Sie schienen Menschen gewohnt zu sein. Aber vor allem, sie hatten ein Leben, zumindest so viel, wie es für ein sog. Nutztier in unserer Gesellschaft möglich ist. Sicher, auch sie werden geschlachtet, aber es ist die beste aller Möglichkeiten unter den gegebenen Umständen, dass wir immer noch in einer Gesellschaft leben, in der die Mehrheit meint, Fleischverzehr sei unverzichtbar. Und der Pullover aus Schafwolle.

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Ihr habt mir mein Kind gestohlen

In dieser Episode möchte ich Euch einen Perspektivenwechsel anbieten, indem drei Mütter erzählen, wie es ihnen ergeht, wenn ihnen mit aller Selbstverständlichkeit die Babies weggenommen werden. Ein bisschen was zum Nachdenken, gerade angesichts des Muttertags – und hoffentlich auch eine Anregung Veränderungen voranzubringen, denn egal welche Spezies, Mütter lieben ihre Kinder und niemand hat das Recht, sie zu trennen.

Hier kannst Du die Episode „Ihr habt mir mein Kind gestohlen“ hören.

Alles Gute zum Muttertag

Als Stella an diesem Morgen zu mir kam und mich wie immer freudig begrüßte, bemerkte ich bereits ihre Unruhe, aber auch die Vorfreude auf das Kommende. Es war ihr erstes Kind.

„Du machst das sicher gut“, flüsterte ich ihr ins Ohr.

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Es gibt kein Entrinnen (2)

Eines Tages brachte sie ein Baby zur Welt. Es wollte sich zu der Mutter kuscheln, doch man ließ es nicht zu. Man packte das Kleine, warf es in Scheibtruhe und brachte es fort. Es war ein Mädchen. Deshalb brachte man sie in eine Box, in eine ebensolche, wie jene, in der die ihre ersten Tage zubringen musste, die sie soeben zur Welt gebracht hatte. Wäre es ein Junge gewesen, wäre er nach wenigen Tagen auf einen Transporter verladen und tausende Kilometer weit in den Tod geschickt worden. Aber es war ihr egal, sie wollte ihr Baby nur bei sich haben. Mit schreckgeweiteten Augen musste sie mitansehen, wie es ihr entrissen wurde. Es zerriss ihr fast das Herz. Sie verstand es nicht. Es gab daran auch nichts zu verstehen.

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Vegan heißt ja zum Leben sagen (1)

Es war einmal ein Mädchen namens Liv, was so viel wie Leben bedeutet, zumindest im skandinavischen Raum, die mit ihrer Hündin Nanna spazieren ging. Sie war eine Mischung aus verschiedensten Hütehunden, semmelbraun, mit langem Fell, groß und stämmig, aber gutmütig wie ein Lämmchen. Bei einem Urlaub in Rumänien hatten Liv und ihre Familie die Hündin als Baby auf der Straße aufgelesen. Seitdem war sie bei ihnen und immer an Livs Seite. An diesem Tag war Liv tief in Gedanken versunken gewesen und hatte nicht auf den Weg geachtet. Erst als ein klägliches Muhen an ihr Ohr drang, sah sie auf und versuchte sich zu orientieren. Sie standen mitten zwischen Feldern auf einem Weg. Den Ort hatten sie schon weit hinter sich gelassen. Doch woher kamen die Geräusche, die eindeutig als solche zu identifizieren waren, die Kühe von sich gaben. Kleine Kühe. Endlich machte Liv winzige Hütten aus, vor denen jeweils ein kleiner abgezäunter Bereich war. Wie Minihäuser mit Balkon wirkte es. Und in jeder dieser Hütten befand sich ein Kälbchen.

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Ein Leben voller Leiden

Es begann am ersten Tag, ja im ersten Moment meines Lebens, ein Leiden, das erst mit meinem Tod sein Ende fand. Ich war ein Schwein, bloß ein Schwein. Wäre ich als Hund auf die Welt gekommen, die halbe Welt hätte Zeter und Mordio geschrien, wenn ich so behandelt worden wäre, aber ich war ja bloß ein Schwein, ins Leben geholt, um einem sechs Monate währenden Martyrium ausgesetzt zu werden, damit ich gegessen werden konnte. Ein Leben. Kein Leben eigentlich. Von Anfang an. Aber ich gehörte einen Menschen und Menschen dürfen mit ihrem Eigentum machen, was sie wollen, auch wenn in diesem Eigentum ein Herz schlägt. Es ist egal. Fast. Hunden geht es anders. Auch Katzen. Aber nicht Schweinen.

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