Laras Weihnachten unter Fleischessern (3)

Der Tisch war wunderschön gedeckt gewesen. Ein dezent besticktes Tischtuch hatte darauf gelegen, begleitet von den passenden Servietten und einem, darauf abgestimmten Service. Kerzen hatten gebrannt und es hätte alles wunderschön sein können, wäre da nicht das tote Tier darauf gestanden. Lara hatte unvermittelt schlucken müssen, auch ihre Tränen hinunter. „Das Fest der Liebe ist ein Fest des Todes, eigentlich“, hatte sie gedacht, es aber nicht ausgesprochen, während sie ihren Platz eingenommen hatte. „Sehr schön“, hatte sie ihren Vater sagen hören, „Nun wollen wir das Tischgebet sprechen und dann gemeinsam diesen wunderbaren Vogel verspeisen, den Gott uns in seiner Weisheit zur Speise geschenkt hat.“ Automatisch hatten alle die Hände gefaltet und die Augen gesenkt, während der Herr des Hauses besagtes Gebet sprach. „Nun, dann lasst uns anfangen“, hatte er erklärt und das Tranchieren übernommen, „Lara, Du wirst auch das essen müssen, denn bei uns gibt es keine Extrawürste.“
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