Buchvorstellung: „Wo sind unsere Katzen?“ von Melinda Ciorba

Am Anfang stand, wie so oft, die persönliche Betroffenheit. Ohne diese persönliche Betroffenheit verbleibt man im Alltag, der eigenen kleinen Welt, die wohl zumeist genügend Beschäftigungsmöglichkeiten bietet, ohne dass man sich noch zusätzlich um Dinge kümmert, die außerhalb dieser liegen. Doch dann kommt ein Tag und alles ist anders. Natürlich kann man immer noch auf sich bezogen bleiben und sich nicht kümmern, ob es andere auch noch gibt, denen es so ergeht oder ob mein Fall ein einzelner ist. Doch man kann es auch so machen, wie die Autorin, und über die eigene Betroffenheit hinaus, die anderer zu sehen oder zunächst einmal herauszufinden, ob es diese denn gibt.

Melinda Ciorba wohnt in einem kleinen Ort im Burgenland, dem östlichsten Bundesland Österreichs, das zu weiten Teilen an Ungarn grenzt. Es ist langgestreckt, doch relativ schmal, so dass das Nachbarland von vielen Orten aus sehr schnell erreichbar ist. Die Autorin fühlte und fühlt sich – trotz allem – sehr wohl in diesem malerischen Ort. Eines Tages verschwand ihr Kater. Zunächst hoffte sie, dass er einfach kurz seine Gewohnheiten geändert hätte, warum auch immer. Als einige Zeit nichts geschah, begann sie die Zetteln, die man immer wieder sieht, aufzuhängen, um die Menschen aufmerksam zu machen. Schließlich warf sie diese Hilferufe auch in die Briefkästen, doch nichts geschah, niemand meldete sich, keiner hatte ihren Freund gesehen. Zwei Monate später verschwand ihre zweite Katze und da begann sie bereits hellhörig zu werden, vergrub sich nicht einfach in ihrem Kummer, denn obwohl es das Gesetz immer noch anders sieht, Haustiere sind eng mit uns verbunden. Die Trauer um ein Tier, das unser Leben mit uns teilt, ist – wie man mittlerweile weiß – so intensiv wie die um einen nahen menschlichen Angehörigen. Kein Wunder, dass es schwerfällt, diese Ungewissheit auszuhalten. Wird einem der Leichnam gebracht oder findet man ihn gar, so kann man das geliebte Wesen begraben und Abschied nehmen, aber nicht zu wissen, was mit diesem geschah, lässt einen immerzu schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Mittlerweile sind zwei Jahre vergangen und es gibt immer noch keine Spur von den beiden schwarzen Fellnasen. Doch Melinda Ciorba blieb keinesfalls untätig, denn sie begann sich umzuhören, ob es noch andere Fälle von mysteriösem Katzenverschwinden gab. Und siehe da, es gab sie. Mithilfe von Gesprächen, einer Facebook Gruppe und anderen Recherchen kam sie auf die stattliche Anzahl von 560 verschwundenen Katzen innerhalb von 16 Monaten allein im Burgenland, wohlgemerkt, alles Fälle, bei denen es keine Spur mehr gab. Natürlich gibt es einige Gefahrenquellen für Katzen, die nicht allein im Haus gehalten werden. Da ist zunächst der Straßenverkehr. Wenn das Tier in einen Unfall verwickelt wird und nicht sofort tot ist, sondern nur schwer verletzt, neigt es dazu, sich irgendwo ins Unterholz zu verkriechen oder einen anderen geschützten Ort, um dort zu sterben. Es ist schwer diese zu finden bis unmöglich, denn Aasfresser entdecken den Leichnam und lassen ihn gänzlich verschwinden. Das wird dann gerne behauptet, wenn man sich an offizielle Vertreter*innen wendet, um sie für das Thema zu sensibilisieren. So reagierte auch der Bürgermeister des Ortes, in dem die Autorin wohnt auf die Anfrage und die dringende Bitte doch unterstützend zu wirken. Dieser war allerdings nicht der Einzige, der sich ignorant zeigte. Auch Polizei und Staatsanwaltschaft waren nicht interessiert an ihren Ausführungen. An diese wandte sie sich, als ruchbar wurde, dass Jäger auf Katzen schoss oder diese in dessen Lebendfallen gerieten. Beides ist grundsätzlich erlaubt, das Schießen von Katzen und das Aufstellen von Lebendfallen. Allerdings gilt es, dass einige hundert Meter Abstand vom bewohnten Gebiet sein muss, woran sich Jäger nicht unbedingt halten. Auch was die Lebendfallen betrifft, muss leider gesagt werden, dass sie gestattet sind, wenn sie gemeldet werden und mindestens einmal pro Tag kontrolliert werden. So könnte es nicht passieren, dass darin Tiere elend verhungern. Trotzdem finden sich immer wieder Kadaver in Lebendfallen. Woraus geschlossen werden kann, dass die Jäger ihrer Kontrollaufgabe nicht nachkommen. Dennoch wird von offiziellen Stellen nichts unternommen, was allerdings nicht weiters verwundert, da sowohl Justiz als auch Exekutive durchsetzt ist von Jägern. Es scheint auch ein Stillschweigeübereinkommen zu herrschen zwischen den Menschen, speziell in kleinen Gemeinden, wo sprichwörtlich jeder jeden kennt. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Katzen für Versuche oder für die Verwendung ihres Felles gefangen wurden. Besonders dort, wo auf einmal eine relativ große Anzahl an Tieren verschwand ist dieser Gedanke naheliegend. Auch dem wird nicht weiters nachgegangen. Doch egal wer die Katzen verschleppt bzw. den Eigentümer*innen entzieht, es ist allerhöchste Zeit, diese Missstände zu beheben. Die Autorin macht auch dazu ganz konkrete Vorschläge, die relativ leicht umsetzbar wären, wie eine Registrierungspflicht auch für Katzen, auch eine Chippflicht und die Vorgabe, den Chip auszulesen und in eine Datenbank einzutragen, damit die Besitzer rasch gefunden werden können. Darüber hinaus wäre es höchste Zeit, Lebendfallen und den Haustierabschuss zu verbieten, wie es das Volksbegehren für ein Bundesjagdgesetz fordert, das noch immer unterschrieben werden kann.

Aber vor allem, hören wir auf, achselzuckend wegzusehen, wenn ein Unrecht geschieht, denn das gibt den Täter*innen erst die Möglichkeit, sich ungestraft auszutoben, an unschuldigen, wehrlosen Lebewesen, die ein Leben in Würde führen sollen.

Lest dieses Buch und zeigt Courage, für Eure Mitmenschen und unsere Mitgeschöpfe. Lasst Tierquäler*innen nicht mehr einfach so davonkommen. Viele werden sich davon abschrecken lassen, wenn sie erleben, dass ihr Fehlverhalten Folgen hat.

ISBN: 978-3-200-09774-2

Das Buch kann auch direkt bei der Autorin gekauft werden. Mail an: melinda.ciorba@gmail.com. Es kostet € 15,– & € 3,– Versandkosten.

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