Artgerecht ist nur die Freiheit (2)

„Artgerecht ist nur die Freiheit“ ist möglich, aber es müssen bestimmte Grundbedingungen gegeben sein. Zunächst ist es notwendig, dass Rassen, egal welcher Spezies, nicht mehr weitergezüchtet werden, die jene Merkmale aufweisen, die von vornherein nur ein kurzes Leben zulassen. Deshalb ist es nicht schade, wenn diese menschengemachten Rassen aussterben, so dass nur mehr jene bleiben, die sich in der Natur zurechtfinden können. Also auch keine sog. Haustiere, die auf Gedeih und Verderb auf das Wohlwollen des Menschen angewiesen sind. Denn wenn es nur darum geht, unsere emotionalen Defizite auszugleichen, wäre es wohl an der Zeit an diesen zu arbeiten und nicht andere Lebewesen dafür zu missbrauchen.

„Aber die arme alte Frau Schuller von nebenan, die hat doch niemand als ihren Hansi“, wird dann eingeworfen. In diesem Fall ist der Hansi ein Wellensittich, der dafür herhalten muss, dass die alte Frau Schuller nicht so alleine ist. Er muss es also büßen, dass sich niemand bereit findet, Zeit für die Dame aufzubringen. Das gibt dennoch niemandem die Berechtigung, ein hilfloses Wesen sein Leben lang einzusperren. Vielleicht sollten wir uns lieber fragen, warum es so viele Menschen in unserer Gesellschaft notwendig haben, Tiere als Platzhalter für menschliche Kontakte zu missbrauchen. Aber wir neigen ja generell dazu, uns nicht um Ursachen zu kümmern, sondern nur die Symptome zu bekämpfen. „Ist ja nur ein Vogel“, wird dann oft noch hinterhergeschoben, „Ein Vogel, der in freier Wildbahn wohl nicht lange überleben würde. Man weiß doch schließlich, dass Tiere in der Wildnis sehr vielen Gefahren ausgesetzt sind, Fressfeinden und Krankheiten.“ Dennoch würde jedes nicht degenerierte, zivilisationsgeschädigte, menschengemachte Tier die Freiheit suchen, ganz gleich welche Gefahren lauern. Ein selbstbestimmtes Leben wiegt immer noch mehr als Annehmlichkeiten.

„Aber dann hätten doch die Menschen keinen Bezug mehr zu den Tieren“, wird oft gesagt. Das ist auch nur dann richtig, wenn wir es nicht endlich unterlassen, Tiere zu jagen, zu fischen oder ihnen in irgendeiner anderen Form Leid anzutun. Dort, wo die Tiere den Menschen nicht fürchten müssen, dort werden sie sich ihm auch nähern, so sie das wollen. Aber das ist dann ihre Entscheidung, eine freie Entscheidung. Dafür allerdings ist es erforderlich, unseren nicht-menschlichen Mitgeschöpfen den Lebensraum zuzugestehen, den sie benötigen. Das ist aber nur dann möglich, wenn der Mensch aufhört, alles für sich zu beanspruchen. Der Großteil der Fläche wird dabei für den Anbau von Futtermitteln für Nutztiere verwendet. Fällt die Notwendigkeit diese zu züchten weg, weil die Menschen aufgehört haben werden, Fleisch zu essen, so kann ein großer Teil an die Natur zurückgegeben werden, in der sich der Mensch als Besucher*in, aber nicht als Besitzer*in sieht. Ein Gast, der die Gegebenheiten respektiert, ohne sich einzumischen.

Damit sind wir beim schwierigsten Teil der Umsetzung. Der Mensch scheint nicht dazu in der Lage zu sein, etwas sich selbst zu überlassen. Er muss immer und überall eingreifen, etwas verändern, sich wichtig machen. Und wie wir genau wissen, ganz gleich, wo sich der Mensch in der Natur einmischt, es hat immer zum Verderben geführt. Was niemandem gehört, muss eine*n Besitzer*in bekommen, die/der dann damit machen kann, was sie/er will, ohne Rücksicht auf Verluste. Doch es gibt einen gewissen Punkt der Ausbeutung, von dem es kein Zurück mehr gibt. Wir scheinen ihn mittlerweile bereits überschritten zu haben. Dennoch muss man alles daran setzen, dass der Slogan „Artgerecht ist nur die Freiheit“, unter den oben angeführten Voraussetzungen, umgesetzt wird, Freiheit für die Menschen, nicht-menschliche Mitgeschöpfe und die Natur. Und das ist nicht mehr bloß eine romantische Vorstellung von irgendwelchen aktivistischen Spinnern, sondern eine Frage des Überlebens unserer Spezies.

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